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Leistung das Erste sei, gar nicht aufkommen konnte, methodisch
eigens gar nicht untersucht wurde; die Erstwesentlichkeit (logische
Priorität) des Preises galt als selbstverständlich.
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Anders für die universalistische Auffassung. Ein Organismus
von Leistungen, das heißt ein Organismus wirklicher Wirtschafts-
zweige, Wirtschaftshandlungen, die Entsprechungsverhältnisse die-
ser Zweige und Handlungen, der stufenweise, gegenseitig aufeinan-
der angelegte Gesamtplan aller Teile, das ist hier stets und notwen-
dig das Erste. Von ihm allein kann alles andere abgeleitet sein, da-
her insbesondere auch der Preis. Der Preis kann nur Anzeiger, In-
dex sein. Der Preis kann die stattgefundenen Gliederungen wie ihre
Bewegungen und Veränderungen nur ausdrücken, er k a n n s i e
n i c h t b e w i r k e n .
Betrachten wir hierfür einige Beispiele. Wenn ein neues Erz-
lager entdeckt wird, dann ändern sich die Verhältnismäßigkeiten
von Eisen und Eisenwaren zu allen anderen Waren: die Gliederung
der Wirtschaft hat sich geändert — die Verteilung, und damit auch
die Preise. Die Preise haben also nichts bewirkt, sondern sind Aus-
druck stattgefundener Änderungen. Das Gleiche geschieht, wenn ein
neues Verfahren erfunden wird: dadurch vermehren sich gewisse
Waren, und die Gliederung, Verteilung der Volkswirtschaft und
ihrer Teilganzen ändert sich, damit auch die Preise. Auch die Än-
derungen der „Konjunktur“ und „Marktlage“ sind in ihrem ersten
Wesen Veränderungen in der Verteilung, in der Gegliedertheit der
Volkswirtschaft und Weltwirtschaft. Wenn z. B. die Walzwerk-
erzeugung gegenüber den verbrauchenden Gewerben zurückgeblie-
ben ist, so zeigt diese Störung der organischen Entsprechungen ein
erhöhter Preis an; der Preis hat aber dieses Zurückbleiben nicht be-
wirkt. Wenn das unverhältnismäßige Zurückbleiben im Preise zum
Ausdruck gekommen ist, so entstehen Kräfte, es wieder gutzu-
machen. Der Preis bewirkt auch hier nicht eigentlich, daß die Walz-
werke sich vergrößern und ins rechte Verhältnis setzen werden,
sondern er vermittelt nur diese Bewegungen als Anzeiger. Die
Preis-/Steigerung ist ja erst die Folge dieses Zurückbleibens; und die
Notwendigkeit für die Verbrauchergewerbe, höhere Preise zu zah-
len, ist die F o l g e ihres Uberwucherns. Der höhere Preis der
Walzwerkerzeugnisse beweist daher auch nicht eindeutig, daß sich
die Walzwerke nun vergrößern werden — denn statt der Vergrö-