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n e r ergibt, dann ergibt sich auch die Verteilung aus dem Tun Ein-
zelner, sie summiert sich nachträglich, automatisch, aus vielen ein-
zelnen Täuschen, Preisbildungen. Die selbstwüchsigen Handlungen
sollen plötzlich statt eines Chaos eine geordnete, volkswirtschaft-
liche Verteilung ergeben! Woher? Die alten individualistischen Klas-
siker erkannten auch offen dieses Rätsel an. Sie priesen den glück-
lichen Zufall, daß durch den Eigennutz der Einzelnen nicht ein
Chaos herauskäme, und nannten das „ H a r m o n i e “ oder Selbst-
steuerung der freien Wirtschaft
1
.
Die individualistische Verteilungslehre können wir durch den
Satz kennzeichnen: Die P r e i s e b e s t i mm e n d i e V e r t e i -
l u n g . Sie bestimmen dadurch ferner auch das, was sich (nach indi-
vidualistischer Betrachtungsweise) nachträglich als die geordnete,
quasi-organische Verbindung der einzelnen Wirtschaftszweige her-
ausstellt, und zwar soll das nach dem „mechanischen“ Gesetz von
Angebot und Nachfrage erfolgen, indem die weniger versorgten
Wirtschaftszweige große Profite, die mehr / versorgten kleine Pro-
fite erzielen, Kapital und Arbeit daher stets den Stellen höheren
Gewinnes Zuströmen („Gesetz des Ausgleichs der Profitrate“). Durch
diese blinde Ursächlichkeit, diesen blinden Mechanismus soll sich der
gesamte volkswirtschaftliche Ablauf bestimmen.
So die individualistische, von Adam Smith bis heute herrschende
Auffassung.
Gerade umgekehrt wieder die ganzheitliche, die universalistische
Auffassung. Hier muß es heißen: Nicht der Preis bestimmt die Ver-
teilung, sondern die V e r t e i l u n g b e s t i mm t d e n P r e i s ;
und das heißt: die Gliederung der gesamten Wirtschaftsmittel über-
haupt bestimmt die Verteilung (allerdings mittelst der Preise, welche
aber bloß Ausdruck dieser Gliederung sind). Die Preise bestimmen
also weder die Verteilung noch die organischen Entsprechungen, die
in ihr beschlossen liegen! Die Gliederung der Wirtschaftsmittel be-
stimmt die Verteilung heißt: sie bestimmt nicht nur, was erzeugt
und geleistet wird, sondern auch, wie das Geleistete weiterhin ver-
wendet, eingestellt, und das heißt ja zuletzt verteilt wird. „V e r -
1
Vgl. oben S. 15 und 23.