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gestaltender und staatstragender Kreis von Menschen. Dessen grund-
legender Anfang ist in Italien durch den Personenbestand der Fa-
schisten und ihre Gliederung, in Deutschland durch den Personen-
bestand der Nationalsozialisten und ihre Gliederungen gegeben. —
Damit ist hoffentlich / geklärt, was es heißen will: daß der S t a a t
ein Stand sei. Allerdings ist er nicht ein Stand unter Ständen,
sondern der h ö c h s t e S t a n d , der führende Stand, jener, der
den V o r r a n g unter allen anderen Ständen innehat. Der Staat ist
ein Stand, weil er durch einen besonderen staatsgestaltenden Kreis
von Menschen bestimmt wird, und weil diese Menschen die art-
eigenen Staatsaufgaben zu erfüllen haben. Diese a r t e i g e n e n
S t a a t s a u f g a b e n erwachsen aus den eigenen Lebenserforder-
nissen des Staates selbst. Darüber hinaus hat der Staat noch:
die o b e r l e i t e n d e n A u f g a b e n , das heißt die Führung
aller anderen Stände, insbesondere der Wirtschaft; ferner
die s t e l l v e r t r e t e n d e n A u f g a b e n , das heißt er muß
überall dort einschreiten, wo die anderen Stände versagen. Ein Bei-
spiel dafür ist die moderne Sozialpolitik, welche der Staat einer libe-
ral-kapitalistischen Wirtschaft aufdrängen mußte.
Die Behauptung, daß der Staat ein Stand sei, wird manchen
unter Ihnen befremdlich klingen. Aber sie ist unwiderleglich rich-
tig! Nur wenn wir begreifen, daß der Staat ein Stand ist, begreifen
wir auch: i n w i e f e r n u n d w a r u m d e r s t ä n d i s c h e
S t a a t d i e V i e l h e i t d e r p o l i t i s c h e n P a r t e i e n
ü b e r w i n d e t . Im staatstragenden Menschenkreise haben wir
nämlich jene Neubildung des Führerwesens vor uns, welche dazu
bestimmt ist, die wildgewachsenen „politischen Parteien“ im demo-
kratischen Sinne zu ersetzen. Die Fortbildung dieses ständischen
Menschenkreises und die planmäßige Erziehung des Nachwuchses,
kurz die Formierung und die Erziehung der Staatsführerschaft ist
es, was die (im demokratischen Staate allerdings unentbehrliche)
politische Partei in der neuen Ordnung nunmehr grundsätzlich ver-
drängt.
In d i e s e m s o z i o l o g i s c h e n S i n n e i s t d i e f a -
s c h i s t i s c h e O r g a n i s a t i o n k e i n e p o l i t i s c h e P a r -
t e i , s o n d e r n e i n e i n B i l d u n g b e g r i f f e n e s t ä n -
d i s c h e F ü h r e r g i l d e , d e r A n f a n g e i n e s p o l i t i -
s c h e n S t a n d e s ; d e s g l e i c h e n d i e n a t i o n a l s o z i a -