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machen, was wir die „Selbstverwaltung“ nennen! Die höchste Spitze

hat daher nur die höchsten, allgemeinsten Angelegenheiten zu be-

handeln, die unteren Gliederungen und örtlichen Gliederungen

haben jeweils die sie selbst angehenden zu erledigen. (Im heutigen

faschistischen „Concilio nazionale delle corporazioni“ ist ein Anfang

zu einem solchen wirtschaftlichen Ständehaus gemacht.)

Mit dieser Neuordnung der Wirtschaft haben wir ähnlich wie

früher beim Staate:

die D e z e n t r a l i s a t i o n des Wirtschaftslebens; nicht blind-

mechanische Abläufe (die das „laissez faire“ bedingen), sondern

sinnvolle Gliederungen, die Umgliederung ermöglichen; auch nicht

automatisch-mechanische oder liberal-kapitalistische Führerbestellung

und nicht auch mechanische Willensbildung, sondern S a c h v e r -

s t ä n d i g e n g r u n d s a t z und Führergrundsatz, und zwar eine

Führung, welche mit ihren Aufgaben verwurzelt ist, welche mit den

verwalteten Angelegenheiten auf Gedeih und Verderb verbunden

ist — L e b e n s f ü h r e r , die jederzeit die lebendigen Impulse von

der Wirklichkeit her, aus den Lebenserfordernissen der Geführten,

empfangen und welche die überindividuellen Sacherfordernisse der

Ganzheit zu erforschen haben. Sachsouveränität geht auch hier vor

Volkssouveränität.

Auch hier herrscht dem Wesen der Sache nach nicht Gleichheit

und nicht mechanische, abstrakte Freiheit; sondern o r g a n i s c h e

G l i e d s t e l l u n g aller Wirtschafter ist das Ziel: Austeilende Ge-

rechtigkeit, welche vom Ganzen ausgeht und empfangende Gerech-

tigkeit, welche vom Einzelnen ausgeht.

In jenem Maße nun, in welchem dieses Ziel erreicht wird, wird

auch jene Frage gelöst, welche nach den politischen Neuordnungen

die eigentliche Lebensfrage in Europa ist, die soziale Frage.

Jeder Berufstand und schließlich der Gesamtstand der Wirtschaft

soll nämlich in die Unterabteilungen der

Unternehmer,

Angestellten und

Arbeiter gegliedert werden. So zwar, daß sowohl jede Unter-

abteilung ihre eigenen Angelegenheiten verwaltet, alle aber am

Gesamtganzen organisch mitarbeiten. Dadurch verwandelt sich der

liberale Kapitalist aus einem bloß eigennützig bestimmten „Ein-

zelnen“ in einen Wirtschaftsführer;