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seiner letzten Triebfeder — darin sieht der Individualist den Gang

des Räderwerkes der Wirtschaft, darin sind ihm alle Lebenskräfte

der Wirtschaft beschlossen. Da es lauter Einzelne sind, gleichsam

Atome, die auf solche Weise — von sich aus — die Wirtschaft in

Gang bringen, heißt der Individualismus mit Recht auch Atomis-

mus.

Als nun im Laufe der wirtschaftlichen Entwicklung der letzten

60 Jahre durch Krisen und Sättigung der Märkte die Anbieterstel-

lung sich immer wieder verschlechterte, schritten (wie man es aus-

zudrücken pflegte) Unternehmer wie Arbeiter mehr und mehr dazu,

durch „Vereinbarung“, durch „Koalition“ den Wettbewerb „gleich-

artiger Anbieter untereinander auszuschalten“. Das war zwar gegen

alle Theorie, welche den freien Wettbewerb, den Wirtschaftslibe-

ralismus, verlangte. Aber von der Not gezwungen, kümmerte man

sich nicht weiter um diesen Widerspruch — hielt jedoch dafür die

alte individualistische Theorie auf der neuen Ebene um so hartnäcki-

ger fest! Wie schon angedeutet, ü b e r t r u g m a n d i e L e h r e

v o m

„ E i g e n n u t z

d e s

E i n z e l n e n “

a u f

d e n

„ E i g e n n u t z d e r G r u p p e “ , die Lehre von der Selbsthilfe

des Einzelnen auf die Selbsthilfe vieler Einzelner! Man sah dem-

gemäß das Wesen eines Wirtschaftsverbandes darin: den Wettbewerb

der Verbandsmitglieder untereinander abzuschwächen oder auszu-

schalten, dafür aber alle im Verbande Zusammengefaßten als ein

einziges Gesamtindividuum zu betrachten. Daß dieses denselben

Eigennutz zu betätigen habe, wie früher alle Einzelnen für sich,

galt als selbstverständlich.

Aus dieser Auffassung, welche den Individualismus vom Einzel-

nen auf die Gruppe übertrug, ist es erklärlich, daß man den Orga-

nisationen den Namen von „Interessenverbänden“ allgemein gab,

ein Name, der sonst schamlos und abschreckend klingen müßte.

Die Schäden dieser Auffassung sind aber unabsehbar. Der atomi-

stische Berufs- und Gruppeneigennutz treibt einerseits die Unterneh-

mer zu dem / falschen Standpunkte des Herr-im-Hause-Seins, einem

Standpunkte, der die volkswirtschaftlichen und gesellschaftlichen

Bedingtheiten jeder Unternehmertätigkeit übersieht; und er treibt

die Arbeiter zu dem noch falscheren und verzweifelten Standpunkte

des Klassenkampfes, der gleichfalls die Arbeiterziele abgetrennt,

vereinzelt sieht. (Wieder zeigt sich das Verhängnis: Der Unterneh-