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Diese Äußerungen zeigen einerseits, daß mich Max Weber nicht
richtig verstanden hat, anderseits, daß er durchaus, mit voller Selbst-
verständlichkeit und Naivität — Individualist ist! Mein Gedanken-
gang, auf den sich Max Weber hier bezieht, ist kurz gesagt der: daß
die sozialen Erscheinungen e n t w e d e r von ihren Bestandteilen,
den einzelnen Menschen und ihren Handlungen, her begriffen wer-
den o d e r vom Ganzen her, z. B. von „Gesellschaft“, „Staat“ her.
Im ersten Falle sind die einzelnen Bestandteile (die Menschen,
Handlungen), das Primäre, das eigentlich Wirkliche, in sich selbst
Gegründete und vor ihren Kombinationen oder „Beziehungen“
schon fertig, schon real; und die A n a l y s i s d e r g e s e l l -
s c h a f t l i c h e n E r s c h e i n u n g e n w i r d i n d e r F o l g e
s t e t s d i e s e n S t a n d p u n k t f e s t h a l t e n , das heißt ein
„Ganzes“ als e i g e n e Realität nicht anerkennen, sondern jedes
„Ganze“ mit allen seinen Eigenschaften aus den Einzelnen h e r 1 e i -
t e n. Und in diesem Sinne wird der Begriff des Einzelnen als des
Primären, der des scheinbaren „Ganzen“ aber (das dann in Wahrheit
nur eine Summe ist) als des Abgeleiteten, methodisch grundlegend
sein. Dieser Standpunkt ist der individualistische, er hat mit „Wer-
tung“, wie Max Weber meint, als solcher gar nichts zu tun, er beruht
auf einer Wesensanalyse. Aus ihm f o l g t allerdings auch eine Wer-
tung oder kann wenigstens folgen: denn derjenige, der im Einzelnen
das primär Wirkliche sieht, wird auch nur dem Einzelnen den pri-
mären Wert zubilligen. — Ferner sagte ich, in meiner „Gesellschaffs-
lehre“ (1. Auflage 1914) und in meinem „Fundament der Volkswirt-
schaftslehre“ (1. Auflage 1918), daß umgekehrt, wenn man von den
gesellschaftlichen Erscheinungen als G a n z h e i t e n ausgehe, man
d i e s e n die primäre Wirklichkeit zuschreiben und alles Einzelne
(zuletzt auch die einzelnen Menschen, ihre Handlungen usw.) als das
Sekundäre, als das vom Ganzen in dem Sinne Abgeleitete betrach-
ten müsse, daß es nur im Rahmen des Ganzen, daß es nur als
G l i e d möglich sei.
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Max Weber verstand mich in diesem Gedankengang so wenig,
daß er in der obigen Erwiderung: (1) von „Wertung" sprach, welche
mit dem Kern meiner Unterscheidung des Individualismus und Uni-
versalismus (die auf einem rein a n a l y t i s c h e n Gedankengang
ruht) gar nichts zu tun hat, und behauptete, die individualistische
Methode bedeute eine „individualistische Wertung“. Max Weber