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kommt. Im Ganzen zeigt sich, daß Max Weber kein volkswirtschaft-

licher Theoretiker, sondern Historiker ist, der sich erst spät mit den

tieferen Problemen der Wirtschaftstheorie vertraut machte. Seine

jahrzehntelange Krankheit hat ihn daran gehindert, sich jene um-

fassenden theoretischen Kenntnisse anzueignen, die nun einmal für

eigene Forschung unentbehrlich sind.

C.

Die soziologischen Lehrstücke. Geschichte

Mehr Selbständiges enthalten dagegen die soziologischen Teile

des Werkes. Da ist zuerst der Abschnitt „die Typen der Herrschaft“

1

,

wo rationale, traditionale und charismatische Herrschaft als die drei

„Idealtypen“ unterschieden werden. Doch beruhen, man muß es

leider aussprechen, die Begriffsbestimmungen von Macht und Herr-

schaft auf einem geradezu naiven Zirkel. „ M a c h t bedeutet jede

Chance ... den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzu-

setzen . ..“ „ H e r r s c h a f t soll heißen die Chance, für einen

Befehl... Gehorsam zu finden.“

2

Es liegt doch auf der Hand, daß

der Begriff des „Durchsetzens“ schon die Macht, der Begriff des

„Gehorsamfindens“ schon die Herrschaft in sich schließt: „Armut

kommt von der pauvreté!“

Einer mehrfachen Behandlung unterzieht Max Weber den Be-

griff von Stand und Klasse

3

. Er unterscheidet schnell fertig, die Be-

sitzklassen, Erwerbsklassen und sozialen Klassen, und faßt dabei den

Klassenbegriff als Summierung der Zustände von Einzelnen —

also durchaus individualistisch. „ . . . Klasse bezeichnet an sich nur

Tatbestände g l e i c h e r . . . typischer Interessenlagen, in denen der

einzelne sich ebenso wie zahlreiche andere befindet“

4

. Ebenso ist

ihm der Begriff des Standes nur durch die soziale S c h ä t z u n g

bezeichnet! Der universalistische Gedanke, daß die „Klasse“ — rich-

tiger der Stand — als ein O r g a n der jeweiligen wirtschaftlichen

oder gesellschaftlichen Ganzheiten, als Ausdruck von deren G 1 i e -

1

Max Weber: Wirtschaft und Gesellschaft, S. 122 ff.

2

Max Weber: Wirtschaft und Gesellschaft, S. 28.

3

Max Weber: Wirtschaft und Gesellschaft, S. 177 ff., 267 ff. und öfters, und

S. 631 ff.

4

Max Weber: Wirtschaft und Gesellschaft, S. 177.

13‘