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betrachtet naiverweise Individualismus und Universalismus primär

als Zweckeinstellungen, während sie in Wahrheit primär Wesensana-

lysen, analytische Befunde sind! Die Zweck- und Werteinstellung

gehört erst der Frage an: o b a u s d e m a n a l y t i s c h e n B e -

f u n d e f ü r d i e W e r t u n g e t w a s z u f o l g e r n s e i

u n d w a s ; und daß er (2) sofort mit naiver Selbstverständlichkeit

die individualistische Analysis als die einzig mögliche und richtige

hinstellt und dazu noch, was gar nicht notwendig zu ihr gehört, be-

hauptet, es müßten auch die „Motive“ des Handelns der Einzelnen,

als erste und ursprüngliche Wirklichkeit der wirtschaftlichen (gesell-

schaftlichen) Erscheinungen betrachtet werden; wobei er die uni-

versalistische, vom Ganzen ausgehende Analyse als „Hilfsbetrach-

tung“ annimmt! Mit d i e s e r z w e i t e n E n t g e g n u n g h a t

s i c h M a x W e b e r d u r c h a u s a u f d e n B o d e n m e i -

n e r T h e o r i e g e s t e l l t . Er hat zwar nicht dieselbe analy-

tische Entscheidung getroffen wie ich, nämlich nicht die universali-

stische, sondern die individualistische; aber er hat ungewollt und

unbewußt anerkannt, daß stets eine dieser beiden Entscheidungen

getroffen werden muß, daß man ihr, selbst wenn man die Alterna-

tive formell ablehnt, in Wirklichkeit niemals entgehen könne; und

er hat endlich selbst mittelbar festgestellt, daß diese Entscheidung

ihre methodologischen Folgen hat, ja daß d i e s e E n t s c h e i -

d u n g d i e g e s a m t e M e t h o d i k b e h e r r s c h t . Das kann

mir genug sein.

Daß die dargelegte Stellungnahme Max Webers auch mit seinem

bekannten, nicht zu Ende gedachten, unklaren Begriffe des „Ideal-

typus“ zusammenhängt, bemerke ich hier nur nebenher, ohne wei-

ter darauf eingehen zu können

1

.

Ein das ganze Werk in allen Untersuchungen bestimmender Ge-

danke ist die bekannte Unterscheidung Max Webers von Politik und

Theorie, Wert und Wirklichkeit, die er von der neukantischen Schule

übernahm und als erster in die Sozialwissenschaft einführte (Kelsen

folgte erst später). Der theoretische Begriff betrifft nach ihm das

Sein, der politische Begriff, die politische Lehre, betrifft das Sollen,

den Wert. Die Theorie ist, so sagt er, vollkommen „wertfrei“, der

1

Max Weber: Wirtschaft und Gesellschaft, S. 10, 124 und öfters.