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Einzelnen, Massenbetörung in der Demokratie, Leugnung des Bösen

als Macht (was nur bei Auflösung der sittlichen Persönlichkeit mög-

lich ist), das sind die Haupterscheinungen. Kann da die Welt der

Mittel gesund, kann sie rein dienstbar und durchseelt bleiben? Un-

möglich. Das Mittel wird durch falsches Kapital höherer Ordnung

mißbildet, wird dem Einflusse des Geistes entzogen und atomisiert.

Der Individualismus geht durch die gesamte Gesellschaft hindurch,

er macht nirgends Halt.

3.

Von hier aus öffnet sich ein weiterer Ausblick.

Erst wenn der Mensch eine Entwicklung der Kräfte in langer

Arbeit hinter sich und damit auch eine Kenntnis des Sachgehaltes

der Natur erlangt hat, kann er am besten zuletzt einen höheren

Stand der geistigen Entwicklung erreichen. Der Geist muß gleich-

sam mit der Sinnenwelt in eins zusammenschmelzen, ehe er sich

über sie erhebt.

Die Wirtschaft ist es, die neben den höheren Entfaltungsweisen

des Geistes (Religion, Wissen, Kunst, Sittlichkeit) als das Mittel-

hafte unseres Lebens unerbittlich, stetig und streng am Werke ist,

um uns nicht nur die unteren Kräfte sowie die Sachkenntnis der

Außenseite der Natur entwickeln zu helfen, sondern auch: um uns

zu einem großen Tun zu rüsten, zu einem Teilnehmen an dem ge-

heimen, unsagbaren Inneren der Natur, zu einem inneren Mitleben

mit der Natur — ein Zustand, den die universalistische Gesellschafts-

lehre als eine Form der „Abgeschiedenheit“ kennt.

Die Natur ist nicht nur ein Fußstapfe Gottes und ein Weg zu

Gott, wie die Mystiker sagen. Ihr Äußeres ist auch ein Weg zu

ihrem eigenen Innern. Wer Honigseim auf der Zunge brennen fühlt,

verkostet schon von ihrem geheimen Innern. Aber der Weg dazu

ist noch weit. Angelus Silesius läßt das Ziel ahnen:

„Das Brot ernährt dich nicht: was Dich im Brote speist.

Ist Gottes ewig’s Wort, ist Leben und ist Geist.“

Die Wirtschaft aber, indem sie uns zum Umgange mit dem

Äußeren der Natur zwingt, weist uns stets auf den Weg dahin.

Unsere Leiblichkeit, indem sie jene Innerlichkeit in sich selber, in

ihrer eigenen Sinnlichkeit, trägt, ist schon der Weg wie auch ein

Bild des Zieles.