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jener Kräfte, wie sie harte Notwendigkeit wirtschaftlicher Arbeit

leistet, aus dem schwachen Menschen werden? Sein Wollen wäre

mehr Schein als Können. Seine Trägheit, Fahrigkeit, Ohnmacht

wäre nicht auszudenken. Ihm fehlte gleichsam der Durchbruch vom

Spiel zum Ernst. Das Derbe, so Unverwüstliche wie Unabänderliche,

so Unzarte wie Seelenlose dieser Welt bliebe ihm verborgen. Ihm

fehlte damit jene dauerbare, körnige, gediegene Grundfeste der

einfachen unteren und mittleren Kräfte leiblicher wie geistig-sitt-

licher Art, die nur am Unzerbrechlichen, an der nüchternen Natur-

wirklichkeit, geübt werden können.

Hieran erkennen wir die tiefe Wurzel des Fleißes. Er ist Leben,

ist Entfaltung unseres Selbstes.

In der Wirtschaft berührt der Mensch gleich dem Riesen Antaios

die Erde stets aufs neue und holt sich Kraft aus dieser Berührung

— er vermag es wenigstens dem Wesen der Sache nach. Die ver-

bildete und überbildete Wirtschaft von heute allerdings macht, daß

die Erde den Menschen festhält und zu sich herabzieht.

2.

Die Wirtschaft zwingt sodann aber auch zu genauer, getreuer

und hingebender Beschäftigung mit der äußeren Natur, zum

s a c h l i c h e n Eingehen auf sie. Indessen nicht nur an das Sach-

leben der äußeren anorganischen Natur, auch an die lebendige Na-

tur wird der Mensch gewiesen. — Die Wirtschaft bindet an die Welt

des Stoffes in der Wirklichkeit und Wahrheit. Das ist nicht Mate-

rialismus, da der äußeren Welt kein Geist entraten kann, sondern

Sachlichkeitszucht.

Bei aller Barbarisierung, die der neuzeitliche Mensch durch die

überwuchernde individualistische Wirtschaftsentwicklung erleiden

mußte, hat sie doch den einen Vorteil: daß der Mensch durch sie

mit der Erfahrung und harten Wirklichkeit inniger vertraut und in

diesem Punkte wahrer, treuer wurde. Daher die peinliche Sachlich-

keit des Menschen von heute (die allerdings insofern an Wert ge-

mindert ist, als sie auch zugleich die Frucht materialistischer Lebens-

einstellung ist und daher eine mechanische Richtung erhielt).

Hier stoßen wir auf eine Erscheinung, die für das Verständnis

der ungleichen Sachlichkeitserziehung, welche in verschiedenen Wirt-

schaftszweigen liegt, entscheidend ist, nämlich auf das, was wir den

N a t u r g e h a l t der Mittel nennen können. Landwirtschaft, Roh-

stoffgewerbe, Fertigerzeugung haben einen anderen Naturgehalt