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auffassung ihre letzte Probe. Denn sie befreit den Menschen von
dem Fluche der ursächlich-mechanischen Wirtschaftsgesetze, gegen
die sich aufzulehnen angeblich „den Mond anbellen“ heißt; aber sie
setzt sich dennoch nicht phantastisch über die Wirklichkeit hinweg,
sondern versteht, daß man bei aller Geistigkeit der Wirtschaft ihre
eigenen Sacherfordernisse kennen lernen, ihrem eigenen Wesens-
und Lebensgehalte Genüge tun müsse. Die Wirtschaft wird bei all
ihrer ideellen Bestimmtheit und Geistigkeit nicht schwärmerisch auf-
gefaßt. Die universalistische Ansicht von der Dienstbarkeit der
Wirtschaft führt nicht zu einem Überspringen der Wirklichkeit. Im
Gegenteil, wir verstehen nun, daß alle Wirtschaft die Schwere des
Lebens mit den anderen Gebieten teilt, ja daß sie sie wohl in erster
Linie auf sich nehmen muß. Oft genug wird die Wirtschaft bei aller
Weihe und Geistigkeit ihrer Ziele als Druck und Last, sogar als
überschwere Mühsal empfunden werden; noch mehr dann, wenn
eine materialistische Auffassung des Lebens (das heißt der Ziele)
herrscht, gerade bei individualistischer Ordnung wie der heutigen!
Das versteht, wer die ganzheitliche, unmechanische und geistige Na-
tur der Wirtschaft versteht: Mit der Entweihung der Ziele werden
auch die Mittel entweiht.
Werden Druck und Mühsal der Wirtschaft trotz ihrer grundsätz-
lich ideellen Artung unerträglich und vernichtend, dann ist das
nach universalistischer Lehre nicht aus ihrer „mechanischen Natur“,
sondern aus den Zerrüttungen der menschlichen Ordnungen und der
Unvollkommenheit des Lebens zu verstehen. Es folgt insbesondere
nicht aus der Unentfliehbarkeit angeblicher „Naturgesetze“ der
Wirtschaft. Der Gliederbau der Leistungen kann berichtigt, die Lei-
stungen können umgegliedert werden. Die Unmöglichkeit der Um-
gliederung, welche die mathematisch-mechanische Verfahrenlehre
der Individualisten behauptet, besteht nicht. Der Gliederbau der
Mittel, von dem Menschen gesetzt, kann auch von ihm geändert
werden. S o z i a l p o l i t i k , W i r t s c h a f t s p o l i t i k i s t
m ö g l i c h . Gleichwohl bleiben harte Notwendigkeiten zurück,
wenn sie auch einen anderen Sinn, einen anderen geistig-sittlichen
Zusammenhang, eine andere Gestaltungsfähigkeit haben als nach
mechanischer Auffassung.
Ist die universalistische Auffassung der Wirtschaftslehre als Gei-
steslehre, wie betont, nicht spirituell, nicht naturlos, so ist sie