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Worterklärung einen lehrgeschichtlichen Überblick. In der Physio-
kratie erklärte zuerst Francois Quesnay, daß der Eigennutz (intérêt)
die Triebfeder der natürlichen Handlungen sei. Jeder hat das Na-
turrecht, sein Schicksal so günstig wie möglich zu bestimmen, sofern
er anderen nicht schadet. In der physiokratischen Schule herrscht
dann das berühmte Schlagwort: „Laissez faire et laissez passer, le
monde va de lui même.“ Adam Smith hat diese Lehre übernommen
und wünscht, daß man nach den liberalen Grundsätzen der Gleich-
heit, Freiheit und Gerechtigkeit jedermann sein Interesse auf seine
eigene Art verfolgen lasse. Daraus folgt die wirtschaftspolitische
Lehre von der Wirtschaftsfreiheit. Auch David Ricardo ist der An-
sicht, daß das Verfolgen des individuellen Nutzens wunderbar mit
der allgemeinen Wohlfahrt der Gesamtheit verbunden ist. Nach
John Stuart Mill hat es die politische Ökonomie nur mit denjenigen
Erscheinungen des gesellschaftlichen Lebens zu tun, die infolge des
Strebens nach Vermögen eintreten. Es ist dieselbe Ansicht wie jene
von Adam Smith und David Ricardo. Auch Carl Menger lehrt,
daß die Menschen bei ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit ausschließlich
von der Rücksichtnahme auf ihre individuellen Interessen geleitet
werden. Demgegenüber erblickt Adam Müller im System der Ar-
beitsteilung das Streben, dem Privateigennutzen den unbegrenz-
testen Spielraum zu verschaffen, während der Staat genötigt wird,
ihm positive Grenzen anzuweisen. Die Gewerbefreiheit ist eine all-
gemeine, ungeregelte Tätigkeit, wo eine Welle des Fleißes die andere
verschlingt, statt der ruhigen, nachhaltigen, auf die Ewigkeit ge-
richteten Arbeit. An die Stelle der individualistischen Lehre vom
Eigennutz setzt Spann jene vom Gebilde oder überindividuellen
Ganzen, an die Stelle der kausalen Eindeutigkeit der Wirtschaft jene
Notwendigkeit, die aus dem sinnvollen Gliederbau der Ganzheit
folgt, die Eingliederung und Umgliederung in sich befaßt. Die
eigennützige Wirtschaft ist für Spann eine Utopie.
In seinem Vortrag „Individualistische und universalistische Volks-
wirtschaftslehre“ (1927) betont Spann, daß die individualistische
Nationalökonomie aus der Philosophie der Aufklärung hervorging.
Zu ihr legten die Physiokraten den Grund, auf dem Adam Smith
und David Ricardo das Gebäude aufbauten. Außer John Stuart
Mill und Karl Marx sind in der neueren Zeit die österreichische
Grenznutzenschule unter Führung Carl Mengers und die mathe-