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matischen Schulen, insbesondere Gustav Cassel, zu nennen. Sie alle

sind von der Naturgesetzlichkeit der Wirtschaftsvorgänge überzeugt

und stellen die Wert- und Preistheorie in die Mitte ihres Systems.

Von der Preisbildung aus werden dann alle Wirtschaftsvorgänge

erklärt. Nach universalistischer Auffassung ist die Wirtschaft im

Gesamtganzen der Gesellschaft nur eine Teilordnung, ein Teil-Gan-

zes. Religion, Kunst, Wissenschaft und Sittlichkeit sind in sich selbst

Zweck, allein die Wirtschaft erweist sich als ein solches Teilganzes,

das nicht um seiner selbst willen da ist, sondern um die andern

Teilganzen der Gesellschaft zu verwirklichen: Wirtschaft ist ein Sy-

stem von Mitteln für Ziele.

In der Abhandlung „Fluch und Segen der Wirtschaft im Urteile

der verschiedenen Lehrbegriffe“ (1931) behandelt Spann im ersten

Teil die individualistische oder mechanische Auffassung der Wirt-

schaft, zunächst die altklassischen Schulen, insbesondere David Ri-

cardo mit seiner Arbeitswerttheorie. Wenn gleichviele Arbeitsstun-

den in verschiedenen Gütern enthalten sind, sollen sie gleichen

Tauschwert und Preis auf dem Markte haben. Damit war das ma-

thematisch-mechanische Gesetz der Wert- und Preisbildung gefun-

den. Dazu kam ein anderes mengenhaft-rechnerisches Gesetz, das

Gesetz von Angebot und Nachfrage, das die Abweichung des je-

weiligen Marktpreises vom natürlichen Arbeitswertpreise erklären

sollte. Die altklassische Volkswirtschaftslehre leugnete die Möglich-

keit jeder Sozialpolitik. Nach Thomas Robert Malthus ist es töricht,

die Armen mit Geld zu unterstützen, da sie dann als Käufer auf

dem Lebensmittelmarkt auftreten und durch ihre Nachfrage die

Preise steigern würden. Dadurch würde man aber andere Wirt-

schafter, die bei den früheren Preisen noch ihr Leben fristen konn-

ten, wieder in die Armut hinabstürzen. Das ist das Ergebnis von

Eingriffen in die Wirtschaftsgesetze! Auch die Grenznutzenschule

stellt die Wert- und Preisbildung in den Mittelpunkt ihres Systems,

nur ersetzt sie den objektiven Wert durch einen subjektiven Wert,

da die Wirtschafter die Güter nach dem kleinsten Nutzen schätzen,

den ihnen ein Gut aus einem Vorrat stiftet. Dieser kleinste

Nutzen oder „Grenznutzen“ soll für die Wertschätzung maßgebend

sein und der Preis ist von Anfang bis zu Ende das Ergebnis sub-

jektiver Wertschätzungen. Neben der Grenznutzenschule bildete

sich dann noch eine mathematische Richtung heraus, für welche die