NACHWORT
von
Jakob Baxa
Den Eingang der „Kleinen Schriften zur Gesellschafts-, Wirt-
schaftslehre und Philosophie“ bildet Othmar Spanns im Jahre 1920
gehaltener volkstümlicher Vortrag „Vom Wesen des Volkstums
— Was ist deutsch?“, der 1922 in zweiter und 1929 in dritter Auf-
lage erschien, weit verbreitet war und sich großer Beliebtheit er-
freute. Im ersten Teil untersucht er hier das Wesen der Volkheit
und gelangt zu dem Ergebnis, daß Volkstum etwas Geistiges ist
und auf geistiger Gemeinschaft beruht. Diese muß auf die Grund-
lagen des geistigen Lebens gehen und den wesentlichen Inhalt des
Geistes nennt er Kulturinhalt. Volkstum geht ihm über Staat,
Wirtschaft, Klima und geographische Umwelt, ja sogar über Sprache
und in engbegrenztem Maße über Rasse. Die geistige Wirklichkeit
in der Geschichte ist nie und nirgends eine allgemeine, sondern stets
nur eine völkische Wirklichkeit. Jedes Volkstum ist so viel wert,
als die einzigartige, besondere Geistigkeit wert ist, die dahinter
steht. Der Streit zwischen verschiedenen Volkheiten ist kein Kampf
um den Futterplatz, sondern ein Streit um das Lebensrecht der
höchsten geistigen Werte. Im zweiten Teil beantwortet Spann die
Frage: Was ist deutsch? Er verweist hier auf ein Urteil von Eichen-
dorff und erkennt mit diesem in „Ernst und Innerlichkeit“ den
Grundzug deutschen Wesens. Auch erwähnte er das glückliche, all-
bekannte Wort von Richard Wagner: „Deutsch sein heißt eine
Sache um ihrer selbst willen tun.“ Deutsch ist die Hingabe an die
eigentliche innere Natur der Dinge und die Hingabe an das Werk.
Spann zitiert auch Fichtes „Reden an die deutsche Nation“, wonach
Deutsch sein heißt: „An ein absolut Erstes und Ursprüngliches im
Menschen zu glauben, an die Geistigkeit des Lebensprozesses der
Nation und des Daseins überhaupt zu glauben und an ein ewiges
Fortschreiten des Menschengeschlechtes zu glauben.“ Die Kunst der
Gotik, das altdeutsche Hildebrandslied, Wolfram von Eschenbachs
Parzival, der Isenheimer Altar des Meister Grünewald, der Sim-