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geht, daß die Einzelnen von sich aus existieren, steht der Univer-

salismus auf dem Standpunkt, daß die Gesellschaft als solche das

Erstwesentliche sei, und daß sich die Einzelnen nur in ihr, nur als

ihre Glieder zu geistlich-sittlichen Persönlichkeiten bilden können.

Das Baugesetz der Ganzheit ist zugleich das Lebensgesetz des Ein-

zelnen. Die altchinesische, die altindische, die mittelalterliche Philo-

sophie waren in ihren klassischen Ausprägungen universalistisch.

Platon sah den Staat, nicht so wie die Sophisten als Vertrag Ein-

zelner, sondern als ein objektives Gebilde, als Inkarnation der Idee

des Guten an. Ähnlich Aristoteles und Thomas von Aquin. Durch

Renaissance und Humanismus, durch den englischen Empirismus

und die französische Aufklärung gelangte die individualistische

Naturrechtstheorie zur Herrschaft. Ihr gegenüber wurde durch die

deutsche Philosophie, durch Fichte, Schelling, Baader und Hegel

der Universalismus wieder erobert. Insbesondere war es die deutsche

Romantik, die den organischen Gedanken in Dichtkunst, Tonkunst

und Malerei, aber auch in allen Geisteswissenschaften zum Ausdruck

brachte. Friedrich Karl von Savigny, Adam Müller, Joseph von

Görres, die Brüder Grimm, die Brüder Schlegel, die Brüder Hum-

boldt, Leopold von Ranke, Georg Friedrich Creuzer, Johann Jakob

Bachofen, Carl Joseph Windischmann, August Böckh und Carl

Gustav Carus bezeichnen diesen ruhmvollen Siegeszug deutschen

Geistes.

Spanns kleiner Aufsatz „Rangordnung“ (1925) führt uns von

der Gesellschafts- zur Volkswirtschaftslehre. In der Welt des Seins

herrscht die Aufeinanderfolge von Ursache und Wirkung, in der

Welt der Werte gibt es dagegen ein Höher und ein Niedriger, einen

Rang. Werden die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Tatsachen

als Glieder einer Rangordnung untersucht, so fällt die Kategorie

der Ursache weg und an ihre Stelle tritt die Kategorie von Ganz-

heit-Gliedlichkeit, welche in der Wirtschaftswissenschaft vornehm-

lich zur Sonderkategorie der Leistung wird.

Spanns Aufsatz „Zur Kritik des Marxismus“ (1925) befaßt sich

kritisch mit Marxens Wert-, Tausch- und Preislehre, mit dem Kon-

zentrationsgesetz, der materialistischen Geschichtsauffassung, dem

Dogma des Klassenkampfes und der Dialektik, sowie mit dem Ver-

hältnis von Karl Marx zur Hegelschen Philosophie.

In der Abhandlung „Eigennutz“ (1926) gibt Spann nach der