Vorwort zur ersten Auflage
Seitdem die ursächliche und individualistische Wissenschaft die
Welt als einen Ablauf mechanischer Vorgänge und als ein Nebenein-
ander einzelner Dinge darstellt, die einander fremd und ohne sinn-
vollen Zusammenhang sind, mußte es das innere Ziel des Denkens
bilden, den früheren Begriff der Welt als einer lebendigen und wohl-
geordneten wieder zu gewinnen. Die folgenden Blätter nun wollen
zeigen, daß der Begriff der Welt als eines geordneten Ganzen dem
menschlichen Wissen nicht unerschwinglich sei. Sie wollen dies zei-
gen nicht als Dichtertraum, sondern in strenger Beweisführung auf
dem nüchternen Boden der Verfahrenlehre und Logik. Denn die
Verfahren der Wissenschaften sind es, die überall auf die Natur und
grundlegende Richtung des Wissens zurückführen und daher das
Letzte des Wissens, die Kategorien, schon in sich schließen.
Für unsere Beweisführung wäre es, wie jeder Kenner zugeben
wird, unschwer möglich gewesen, eine erdrückende Fülle von Be-
legen aus allen fachwissenschaftlichen Einzelgebieten beizubringen.
Ich zog es aber vor, den Belegen jeweils die einfachste und allge-
meinste Form zu geben, teils um das Buch durch umständliche Dar-
legungen nicht zu sehr zu belasten, teils um für alle Fächer verständ-
lich zu bleiben und die überzeugende Kraft der Beispiele nicht an
fachwissenschaftliche Sonderkenntnisse zu knüpfen. Wenn der ge-
neigte Leser dies berücksichtigen will, werden auch in der gewähl-
ten vereinfachten Form die Einzelwissenschaften laut und vernehm-
lich für uns zeugen.
W i e n , Ende August 1923
Othmar Spann