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III.
Die Lehre von der Natur in Gott
(Schellings Gotteslehre)
A. D a r s t e l l u n g
Während in der Geschichte der großen Metaphysiker vornehm-
lich die beiden angeführten Gesichtspunkte die Gotteslehre be-
herrschen, finden wir bei Schelling einen Standpunkt, der seinerseits
wieder auf Jakob Böhme zurückgeht und die N a t u r i n G o t t
als tragendes Begriffselement einführt
1
.
Schelling wendet gegen des Aristoteles Lehre von Gott als dem
sich selbst Denkenden, kurz und trocken, ein: „Immer nur an sich
selbst zu denken, müßte jeder gesunden Natur der peinlichste Zu-
stand sein. Der Mensch haftet nicht an sich.“ Gott muß Herr eines
von ihm verschiedenen Seins werden
2
. Damit ist auch die lautere
Wirklichkeit nicht mehr die Achse des Gottesbegriffes. — Um Schel-
lings Standpunkt zu verstehen, müssen wir von seiner Identitäts-
philosophie ausgehen, die seiner Frühzeit angehört, und später nur
umgebildet, / nie ganz fallen gelassen wurde. Danach ist das ab-
solute Sein oder Gott bezeichnet durch die „Identität“ oder, was
dasselbe ist, die „Indifferenz“ von Sein und Denken, Natur und
Geist, Objekt und Subjekt. Das geschaffene Sein hat in sich entweder
ein Mehr an Objektivität (die Schelling das B nennt) oder an Sub-
jektivität (die Schelling das A nennt). Bei dem Überwiegen von B
ergibt sich Natur, Objekt, bei dem Überwiegen von A Geist, Sub-
jekt. Damit aber ein Setzen mit überwiegendem B oder A statt-
finde, muß es zu einem „Prozeß“ in der Schöpfung kommen, in
welchem mit B begonnen wird, sich jedoch langsam das Über-
gewicht von A herstellt. Dieser Prozeß geht also von der Natur
zum Menschen. Und zwar wird er so vorgestellt, daß in dem unter-
schiedslosen, blinden Sein (B) eine Subjektivierung (A) eintritt,
deren Ursache in Gott selbst liegt
3
.
1
Schelling: Sämtliche Werke, Abt. 1, Bd 8 (Weltalter), S. 209, Abt. 2, Bd 1,
S. 288 ff. — Eine eifrige Verteidigung des gleichen Standpunktes fand ich noch bei
Christian Hermann Weisse: Philosophische Dogmatik, 3 Bde, Bd 1, Leipzig 1855.
2
Schelling: Die endlich offenbar gewordene positive Philosophie der Offen-
barung, Darmstadt 1843, S. 476.
3
Man erkennt hier in diesem B (beziehungsweise dem unvordenklichen Sein,