Z w e i t e r A b s c h n i t t
Das Urschaffen
Die Seinslehre kann nicht vollendet werden ohne Gotteslehre.
Sowohl der Gedanke der Ganzheit wie der Bestimmung des Seins
als Schaffen drängt zu einem Letzten. Dort ist es die höchste Stufe
der Ganzheiten, die Urganzheit, hier die höchste Stufe des Schaf-
fens, das Urschaffen, zu dem wir hingeführt werden.
Die Auffassung der Welt als eines gewaltigen Stufenbaues von
Ganzheiten führt zur obersten Ganzheit, die wohl als solche nicht
erscheint, aber in den unteren Ganzheiten nach ihrer Weise, als
ihren Gliedern, sich darstellt, Gott.
Die Auffassung des Seins nicht als eines in sich Gleichförmigen,
sondern als Schaffen aus Geschaffen-Werden durch jeweils Höheres
ergibt gleichfalls einen Anblick der Welt, in welchem, da die je-
weils niedere Stufe von der jeweils höheren geschaffen wird, jedes
Schaffen auf ein immer höheres hindrängt, von dem es geschaffen
wird, zuletzt auf Gott.
Von Gott zu sprechen ist also keine Schwärmerei, sondern im
strengen, richtigen Denken der Welt begründet.
Wir erachten es nicht für unsere Aufgabe, eine planmäßige Got-
teslehre zu entwickeln. Dafür können wir auf zahlreiche und vor-
treffliche Werke des Schrifttums verweisen. Unsere Aufgabe ist es
nur, in den vornehmsten Punkten der Gotteslehre die Fruchtbarkeit
unserer Begriffe zu zeigen.
Das Sein ist uns vom ganzheitlichen Standpunkte aus durch rück-
verbundenes Ausgliedern oder, wie wir es auch bestimmten, durch
Schaffen aus Geschaffen-Werden bestimmt. In / diesem seinem Auf-
bau drängt es, so sehen wir, auf ein absolut Erstes hin. Was ist aber
dieses absolut Erste? Vom Standpunkt der Schaffenslehre aus ist es
dadurch bestimmt: daß in ihm kein Schaffen mehr bestehen kann,
das aus Geschaffen-Werden abgeleitet wäre. Das a b s o l u t
E r s t e k a n n n i c h t m e h r a u s G e s c h a f f e n - W
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