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d e n f o l g e n , e s m u ß l a u t e r e s S c h a f f e n s e i n , e s
kann nicht mehr abgeleitetes Schaffen, es muß Urschaffen sein.
Man wird mit Recht bemerken, daß gerade mit dem Begriffe des
Urschaffens der uralte Begriff der lauteren Wirklichkeit, des actus
purus, wieder eingeführt wird. Denn wo lauteres Schaffen ist, da ist
lautere Tätigkeit; und es ist nichts Untätiges, nichts Unwirk-
sames, nichts Erleidendes. Dann ist endlich auch keine Möglichkeit
(potentia,
δύναμις)
mehr, die z u r ü c k b 1 i e b e, es ist nichts,
was ungetan, was unverwirklicht bliebe. Gerade das aber sind die
Begriffsmerkmale des aristotelisch-scholastischen actus purus, von
denen wir zu wiederholten Malen zu reden hatten
1
.
Demnach sehen wir uns mit dem Begriffe des U r s c h a f f e n s
auf den Hauptbegriff der aristotelischen Gotteslehre zurückge-
wiesen. Allerdings nur auf diesen Hauptbegriff der lauteren Wirk-
lichkeit, nicht auch auf jene früher hervorgehobenen Mängel der
aristotelischen Gotteslehre, die offenkundig sind
2
. Diese gipfeln
darin, daß Gottes Verhältnis zur Welt nur unvollkommen zur Ent-
wicklung kommt, da es nämlich Aristoteles an dem echten Schöp-
fungsbegriffe mangelt. Darum war es möglich, daß Aristoteles sogar
die Ewigkeit der Welt behaupten konnte. Eine Welt aber, die mit
Gott gleich ewig ist, ist im Grunde auch nie geschaffen worden, sie
braucht zuletzt keinen Gott. Die letzte Folgerung wäre daher —
Atheismus.
Dieser Mangel wurde von den christlichen Aristotelikern beseitigt. Ein anderer,
die dürftige Entwicklung des Persönlichkeitsbegriffes bei / Aristoteles wurde
namentlich in der Dreifaltigkeitslehre überwunden (die gewissermaßen als Ka-
t e g o r i e n l e h r e d e s i n n e r g ö t t l i c h e n L e b e n s bezeichnet werden
darf). Auf einem Gipfelpunkte langte diese in der Thomistischen Philosophie an,
die unter den Neuscholastikern eine tiefe und umsichtige Darstellung in dem
Werke von Kleutgen fand
3
.
Unseres Wissens ist aber in der Neuaristotelik eine gründliche
Bestimmung des actus purus als reinen Schaffens nicht erfolgt. Die-
ser Begriff wurde vorzüglich immer nur nach dem Gegensatze:
Möglichkeit —Wirklichkeit (Verwirklichung, Bewegung) darge-
1
Siehe oben S. 89 ff., 120 f. und 124 f.
2
Siehe oben S. 121.
3
Joseph Kleutgen: Die Philosophie der Vorzeit, 2 Bde, 2. Aufl., Innsbruck 1878.