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Mit der Bestimmung Gottes als Subjekt-Objekt oder Indifferenz
beider (man könnte meines Erachtens in dieser Subjekt-Objektivi-
tät doch wieder das Sich-selbst-Denken finden, denn in dem Sich-
selbst-Denken liegt zweifellos auch eine Art der Identität von Sub-
jekt und Objekt) ist aber Schellings Gotteslehre nicht erschöpft. Er
unterscheidet in Gott weiterhin noch: (1) ein unvordenkliches Sein
und (2) die Potenz des Andersseinkönnens. Das unvordenkliche Sein
ist die „Natur in Gott“, die Gott in sich selbst vorfindet — wie sie
auch Jakob Böhme lehrte. Dieses unvordenkliche Sein ist seiend
schlechthin und gerade dadurch lautere Wirklichkeit, actus purus.
Hiermit allein, meint Schelling — und damit wendet er sich gegen
Aristoteles —, wäre aber in Gott nur notwendiges Sein, in ihm wäre
keine Freiheit, Gott wäre nicht sein eigener Herr! Um über diesen
schalen actus purus hinwegzukommen, sagt Schelling: W e n n d e m
a c t u s / p u r u s a u c h k e i n e P o t e n z v o r a n g e h t ,
s o k a n n i h m d o c h e i n e n a c h f o l g e n . Erst indem dies
geschieht, sieht sich Gott gegen sein unvordenkliches Sein in Frei-
heit gesetzt, erst jetzt steht ein Sein-Können über dem schlechthin
Seienden. Nun erst hat der actus purus einen Gegensatz: Das blinde,
reine, unvordenkliche Sein unterscheidet sich nun als N a t u r i n
G o t t gegenüber dem Sein-Können als G e i s t i n G o t t . Erst
damit, meint Schelling, ist auch Gott absolute Persönlichkeit. — Mit
der Natur in Gott soll ferner das Ungöttliche in der Schöpfung, die
Materie, das Böse, erklärt werden. Schelling will die Freiheit Gottes
mehr retten, als ihm das in der Lehre von der lauteren Wirklichkeit
(diese ist ihm ja noch notwendiges Sein) gewährleistet erscheint.
Bevor Gott denkt (welches bevor aber nur begrifflich, nicht zeitlich
aufzufassen ist, sagt Schelling), ist schon etwas in ihm; er findet
dieses als Natur, als Unvordenkliches in sich vor. Gottes „Sein“ ist,
bevor er denkt. Diesem unvordenklichen Sein gegenüber muß auch
ein Anders-sein-Können bestehen, eine Freiheit. Nur dadurch ist
Gott Geist, nur dadurch Herr seiner selbst
1
.
siehe oben S. 90 f., das der Grund von B wird) den schlechten, früher (siehe oben
S. 83 ff.) von uns bekämpften eleatischen Begriff eines unterschiedslosen, toten
Seins.
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Die Hauptbelegstellen für die obige Darstellung sind: Schelling: Sämtliche
Werke, Stuttgart 1856 ff., Abt. 1, Bd 8 (Weltalter), Bd 10, S. 255 ff.; Abt. 2, Bd 1,
2. Buch.