I. Die geistige und die stoffliche Welt
Die „lautere Wirklichkeit“ Gottes besteht, um uns des früher ge-
brauchten Ausdrucks zu bedienen, darin, daß alles in Gott Geschaf-
fene zugleich schaffend, alles Rückverbundene zugleich rückverbin-
dend ist, wie wir es im Denken auf entsprechende abbildliche Weise
vorfinden
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Das Verhältnis Gottes zur geschaffenen Welt zeigt aber andere
Erscheinungen. Die ausgegliederte Welt ist zwar in Gott rückver-
bunden, aber sie ist nicht Gott selbst, denn sie befaßt Gott ihrer-
seits nicht tätig in sich, sie rückverbindet Gott ihrerseits nicht mehr
in sich. Sie ist schaffend, aber nur aus Geschaffen werden, sie ist nicht
mehr auf der Ebene des Schöpfers schaffend, sie schafft nur nach
Maßgabe ihrer Geschaffenheit. Ihr Schaffen ist bereits ein geschöpf-
liches. Eben darum ist sie Welt, ist sie Gottes Gegenstand, aber
nicht mehr er selbst.
In all dem liegt, daß die Welt nicht mehr lautere Wirklichkeit ist
und daher auch nicht jene vollkommene Einheit, jene „Einheit
höherer Ordnung“ hat, die der lauteren Wirklichkeit zukommt. Da
das Geschöpf nur aus Geschaffenwerden schafft und damit das zu
Schaffende gleich einem Gegenstande in sich vorfindet, ist sein eige-
nes Schaffen nur eine nachträgliche Ausschöpfung der Vorgefunde-
nen Möglichkeiten. Darum ist diese Wirklichkeit des eigenen Schaf-
fens nicht mehr lauter und ungeteilt, sondern folgt aus der schritt-
weisen Verwirklichung eines Vorgeschaffenen, das ihre aktive Mög-
lichkeit ist. Sie ist aus Wirklichkeit (dem Wirklich-Werden in eige-
nem Schaffen) und aktiver Möglichkeit (vorgegebener Wirklichkeit
höherer Ordnung) gemischt und darum auch nur eine nachträgliche /
Einheit. Erst wenn und s o f e r n der Geist im Zustande des Schaf-
fens ist, erst wenn er das Ausgegliederte rückverbindet und das Aus-
gegliederte selbst wieder rückverbindend wird, erst dann entsteht
wieder jene echte, vollkommene Einheit, jener Abglanz lauterer
Siehe oben S. 80 f.