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Wird der Begriff der herabsteigenden Stufenfolge des Seins fest-

gehalten, so ergibt sich, daß er keineswegs an der Vorstellung der

„Emanation“ hängt, sondern nur überhaupt an einer fortschreiten-

den Abschwächung, daran, daß (in welchem Sinne auch immer) die

höhere Stufe die niedere setze, bedinge, hervorbringe. Die Stufen-

reihe bedeutet notwendig eine genetische Reihe. Danach ist es zu-

letzt, durch Vermittlungen hindurch, immer der G e i s t , d e r

d i e M a t e r i e s e t z t , d i e S e e l e , die sich ihren Körper

baut, sich in ihm „materialisiert“.

Gerade das ist es aber, was wir im Sinne unserer ganzen Seins-

lehre wie unserer Kategorienlehre auf das bestimmteste ablehnen

müssen! Nach dem Satze „Ganzes gleicher Art kommt nur aus Gan-

zem gleicher Art“

1

, gliedert der Geist nur Geistiges, der Stoff nur

Stoffliches aus. G e i s t s e t z t n i e m a l s S t o f f , S t o f f s e t z t

n i e m a l s G e i s t . Aus dem Begriff (aus intellektuellen Satzun-

gen) kann niemals Materie werden, aus Materie niemals Begriff.

Geist kann sich niemals zu Stoff „depotenzieren“ oder „vermin-

dern“, weil er hierzu in sich keinerlei Möglichkeit findet; Stoff

kann sich niemals zu Geist erheben oder potenzieren, weil er hierzu

in sich keine Möglichkeit hat. Das Denken denkt, das räumlich Be-

wegende bewegt. Aber das Denken „bewegt“ nicht räumlich, es

stößt an keinen Stoff an; es „erregt“ keine räumliche Substanz und

es „emaniert“ auch keine, es setzt und schafft auch keinerlei Stoff.

I n d e m j e d e S e i n s o r d n u n g u n d S e i n s s t u f e i n

s i c h s e l b s t g e g l i e d e r t i s t , s e t z t s i e i m m e r n u r

A r t g l e i c h e s i h r e r s e l b s t ; a b e r e i n Ü b e r g a n g i n

e i n e a n d e r e S e i n s o r d n u n g i s t u n d e n k b a r . Dar-

um kann der Stoff nie aus Geistigem abgeleitet werden (Spiritualis-

mus), darum kann der Geist nie aus Stofflichem abgeleitet werden

(Materialismus).

/

Fragen wir, wie von Platon bis zur Scholastik und Hegel jener

Übergang der geistigen in die stoffliche Seinsordnung verständlich

und denkbar gemacht wurde, so erhalten wir nie eine vollkommen

klare Auskunft. Der Begriff einer echten Emanation wird von der

Scholastik und von Hegel mit Recht abgelehnt. Er steht außerdem

mit dem echten Schöpfungsbegriffe, der als christlicher den Scho-

1

Vgl. mein Buch: Kategorienlehre,

z.

Aufl., Jena 1939, S. 217 ff.