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haupt „Potenz“ sein? — Dem Begriffe der reinen oder leeren Mög-

lichkeit steht ferner auch der im genetischen Sinne richtige aristote-

lische Satz entgegen: „Das Wirkliche ist vor dem Möglichen“, „Das

Mögliche wird nur an dem Wirklichen“. Wo ist aber jenes W i r k -

l i c h e in der Materie, a n dem ein Mögliches ansetzen, entwik-

kelt werden könnte — wenn nicht schon in ihrer eigenen Be-

stimmtheit? An der schlechthinnigen Potentialität kann nichts

wirklich werden — weil sie ja voraussetzungsgemäß von Wirklich-

keit frei ist! Ebenso umgekehrt: Was in sich selbst nichts Wirkliches

hat, weil es nur reine Potentialität wäre, kann auch durch Hinzu-

kommen der Form oder Idee niemals und in keinem Sinne zu Wirk-

lichem werden. Von keiner Seite her betrachtet. Auch sonst ist eine

schlechthinnige, reine, passive Potentialität, die keinerlei Wirklich-

keit in sich hat, nicht denkbar, sie ist stets ein Widerspruch in sich.

Denn r e a l e Möglichkeit ist nur dort, wo wenigstens ein Teil des

Möglichen auch einen Ansatz von Realität in sich hat, wo wenig-

stens ein Teilchen schon verwirklicht ist, zum Beispiel ist im Blü-

tenstaub, im Samenkorne wenigstens ein winziges Stück organischen

Stoffes (die „Erbmasse“) wirklich gegeben, oder im „musikalisch

Befähigten“ wenigstens das Hören der Töne schon wirklich (er darf

nicht taub sein, der Maler nicht blind und so fort). Auch ohne einen

bestimmten, in sich selbst gegründeten Verwirklichungsplan (Aus-

gliederungsplan zum Beispiel der Eiche im Samenkorn, der Stoff-

welt im Elektrischen, Optischen und so fort) kann ein Mögliches

auch nicht einmal gedacht werden. Die Materie kann darum nicht

l e e r e Möglichkeit sein, sie muß in sich selbst ein Wesensreich

sein. „Möglich“ heißt nicht leer sein wie ein Gefäß, sondern voll

sein wie ein Same.

Wir werden später in der Naturphilosophie die Stofflichkeit als

jenes Reich des Seins kennenlernen und bestimmen, das sich v e r -

r ä u m l i c h t . Die stoffliche Welt hat ihre vorstoff- / lichen, ihre

vorräumlichen Wurzeln gleichwie der Geist seine vorzeitlichen

(zeitlosen). Mit d i e s e n i m m a t e r i e l l e n W u r z e l n d e r

M a t e r i e k a n n s i c h d a s G e i s t i g e v e r b i n d e n und

dadurch eine Gezweiung höherer Ordnung begründen. Dadurch

kann es (als Leben im vegetativen Sinne) den organischen „Leib“

hervorbringen, dadurch auch die Qualitäten und Wesenheit des

Raumes und der Stofflichkeit, die ihm fremd sind, kennenlernen, sie