[413/414]
371
aber nirgends unterbrochen. Sprunghaft ist der Übergang von einer
Eigenschaftsgruppe (Ding) zu einer anderen, aber die Eigenschaften
müssen sich bei ihrer Verräumlichung der Seinsweise des Raumes
fügen und dieser ist die Stetigkeit eigen. Da jede Eigenschaft Glied
ist, gibt es darum nicht nur innerhalb der Dinge (Teilverräumli-
chung), sondern auch zwischen den Dingen (Gesamtverräumlichung
der Dingwelt) keine Unterbrechung, kein „Loch“.
Unser Ergebnis ist: Es h e r r s c h t S t e t i g k e i t d e r V e r -
r ä u m l i c h u n g u n d z u g l e i c h g i b t e s d o c h k e i -
n e n u n t e r s c h i e d s l o s e n R a u m , s o n d e r n n u r g e -
g l i e d e r t e n R a u m . Der Raum unserer euklidischen Geome-
trie und Physik wird übereinstimmend als „homogen und isotrop“,
als gleichartig und gleichwendig, bezeichnet. Dies ist er aber nur für
die geometrische (euklidische) Betrachtung. Es ist ein r e i n
f o r m e l l e r / R a u m , m i t d e m s o w o h l d i e e u k l i -
d i s c h e w i e d i e n i c h t e u k 1 i d i s c h e
G e o m e t r i e
a r b e i t e t , v o n d e n e n k e i n e i n z i g e r d e m w i r k -
l i c h e n R a u m e v o l l k o m m e n e n t s p r i c h t . Der ma-
thematische Raum ist im Letzten nur ein Orientierungsschema, das
nicht vollkommen gilt. Wie groß auch immer die geometrisch-
mathematische Darstellbarkeit des Naturgeschehens sei, sie bleibt
eine bloße Annäherung
1
. Denn aller wirkliche Raum ist nicht
gleichwendig, die Räume sind verschieden voneinander. In der Na-
tur gibt es keinen unterschiedslos gleichen, insbesondere auch keinen
absolut „homogenen und isotropen“ Raum, wie ihn die euklidische
Geometrie voraussetzt, sondern überall nur verschiedenen Raum.
Da es überall andere, unwiederholbare Dinge sind, die sich verräum-
lichen, sind es überall a u s g e z e i c h n e t e Punkte, Punkte, die
sich mit anderen nicht „decken“. Gleichartigkeit und Gleichwendig-
keit des Raumes sind nach ganzheitlicher Auffassung unmöglich. Der
gleichartige und gleichwendige Raum kann nur als eine mathemati-
sche Form, die aber allerdings in der Einerleiheit der Grundweise
des Sichverräumlichens aller Dinge ihren Beleg hat, angesehen wer-
den. Aber schon der Umstand, daß dieser formelle euklidische
Raum zur Annahme der Unendlichkeit führt, beweist, daß in ihm
i i iti
R b iff
li t
1
Vgl. Karl Faigl: Ganzheit und Zahl, Jena 1926, S. 83 f. und 102 f.