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wie ihn Platon gelehrt hatte“. Nun Brentanos eigene Meinung: „In der Tat, was
wäre unter einem solchen Löwen im allgemeinen zu verstehen, wenn nicht etwas,
dem alles das zukäme, was von allen Löwen gilt...? .. ..Und somit wäre der all-
gemeine Löwe vielmehr selbst zugleich nur ein einzelner Löwe. Und so müßte er
auch an irgendeinem Orte sein, fressen und trinken... weil dies ja allen ge-
meinsam eigen ist.“
1
— Hiermit hat Brentano nicht nur Aristoteles nomi- /
nalistisch ausgelegt, er hat auch jene Einwände, die von Locke und anderen
E m p i r i s t e n gegen die Ideenlehre gemacht wurden, in schroffer und man
darf auch sagen recht platter Form wiederholt.
R ü c k s c h a u a u f d e n g e s c h i c h t l i c h e n B e s c h e i d
Prüft man die verschiedenen Ideenlehren, wie sie in der Ge-
schichte auftraten, in ihrem begrifflichen Aufbau, so kann man drei
Grundauffassungen unterscheiden:
1.
Die Platonische Ideenlehre. Sie ist gekennzeichnet durch die
zwei Merkmale: Die Ideen sind das Allgemeine; sie sind jenseitig.
2.
Die Aristotelische Ideenlehre. Sie ist gekennzeichnet durch die
beiden Merkmale: Die Idee ist dem Dinge einwohnend; jedes
Ding hat daher eine Idee. Die Idee wäre also das Einzelne (wobei
sie doch auch das Allgemeine sein soll. Aristoteles hielt nämlich in
der Logik daran fest, daß die Idee oder Form das Allgemeine ent-
halte; in der Ideenlehre erscheint sie aber als das besondere Ding.
Aristoteles kommt auf diese Schwierigkeit wiederholt zurück, in
den erhaltenen Schriften findet sich aber keine Lösung
2
).
3.
Die neuplatonische Ideenlehre. Jedes Ding hat wie bei Aristo-
teles eine Idee und diese ist dem Dinge einwohnend, aber die Ideen
sind in den Weltgeist hinein verlegt, sie sind die Gedanken des
Weltgeistes.
4.
Nicht als eine grundsätzlich neue Fassung, sondern nur als
Verbindung der bisherigen Gedanken kann die mittelalterliche Fas-
sung der Ideenlehre, zuerst begründet durch Augustinus, gelten. Bei
Thomas werden die Ideen (a) einerseits auf das Allgemeine be-
schränkt (Platonisch); sie werden aber anderseits (b) nicht als jen-
seitig für sich bestehende, sondern als ausschließlich / in den einzel-
1
Franz Brentano: Aristoteles und seine Weltanschauung, Leipzig 1911, S. 36,
vgl. S. 42 f.
2
Vom W e s e n aus aufgefaßt hätte allerdings wieder nicht jedes Ding
seine eigene Idee, es hätte, um es so auszudrücken, nur zu e i g e n , was ihm
durch I n d i v i d u a t i o n gegenüber dem allgemeinen Wesen zukommt. Hier
bleibt eine Unklarheit bei Aristoteles zurück.