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ein Ziel haben, wäre also etwas Zweckhaftes (Teleologisches). Ande-
rerseits ist er ohne Ende, ohne Grenze, also ohne Ziel. Für den
Fortschritt an sich begeisterten sich die Aufklärer aller Jahrhunderte
bis zu Haeckel und den / sogenannten Monisten (Materialisten), den
philosophischen Halbwissern der Vorkriegszeit.
Das Ziellose, also gleichsam wieder Mechanische, Naturhafte des
Fortschrittes, bildet die Brücke zur mechanistischen naturwissen-
schaftlichen Seite des aufklärerischen Denkens. Der Gedanke eines
Gesamtfortschrittes wurzelt ja nicht nur im Rationalismus, sondern
auch in der naturhaften Auffassung von der Entstehung des Men-
schen aus rohen, tierischen Urzuständen, ja aus dem Tierreiche
selbst und ist aus dem bewußten Widerspruche gegen religiöse und
metaphysische Forderungen zu verstehen. Dem Fortschrittsgedanken
entspricht auch jener der H u m a n i t ä t , welcher die Aufklärung
beherrscht, die Menschenliebe im rationalistischen Sinne. Beiden ent-
spricht endlich der Glaube an die unbegrenzte Vervollkommnungs-
fähigkeit des Menschen durch Erziehung und durch Beseitigung
schlechter Einflüsse der Umwelt, der Gesellschaft. In dieser unbe-
grenzten Vervollkommnungsfähigkeit wurzeln alle Utopien, auch
der Marxismus
1
.
Hängt der Fortschrittsgedanke mit dem Rationalismus zusammen,
so hängt das, was sich später als „Milieu“- oder „Umweltlehre“ aus-
bildet (wir werden noch darauf zurückkommen), mit dem Mechanis-
musgedanken zusammen. Hier soll die naturhafte Abhängigkeit des
Einzelnen von den Einflüssen der Umwelt sein Leben beherrschen
(was allerdings dem Rationalismus widerspricht) — und ebenso die
Summe aller Einzelnen, die Gesellschaft, von der Umwelt abhängig
sein. Wie sich die Änderungen der Einzelnen nach Naturgesetzen aus
der Umwelt erklären lassen, so auch die Änderungen der Anhäufung
vieler Einzelner, der Gesellschaft: Es entsteht die Vorstellung natur-
hafter, mechanischer Gesetze der Geschichte. Daß das geschichtslose
Naturgesetz eigentlich die Geschichte aufhebt, liegt auf der Hand.
Die mechanische Auffassung lenkt daher wieder in die Geschichts-
losigkeit zurück.
/
Von Bacon, Spinoza, Hume, Locke, den französischen Enzyklo-
pädisten, Voltaire (der die Bezeichnung „philosophie de l’histoire“
1
Siehe unten S. 27 ff.