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andrerseits fließt dadurch das Blut leicht zum Herzen zurück, woraus Mut folgt.
Daher bei den Nordländern der Freiheitsinn, welcher den Protestantismus schuf,
bei den Orientalen starke Reizbarkeit und geistige Trägheit, welche Unver-
änderlichkeit in Religion und Gesetz zur Folge hat. — Montesquieu stellt bereits
das Dreistufengesetz auf, welches Comte später weiter entwickelte (siehe unten
Seite 23).
Die Aufklärung ging vom Empirismus Lockes über C o n d i l l a c u n d
L a m e t t r i e
1
schließlich zum reinen Materialismus des „ S y s t e m e d e l a
n a t u r e “ über, für welche auch der sittliche Mensch nur der natürliche war
2
.
Dieser Materialismus sowie der immer mehr ausgebildete Sensualismus / in der
Seelenlehre trieb von selbst zu stets größerer Ausbildung der Gesetzmäßigkeits-
vorstellung im Menschenleben und damit auch im Gesellschafts- und Geschichts-
leben. Auf die M a s c h i n e n t h e o r i e d e s H i m m e l s f o l g t e d i e
M a s c h i n e n t h e o r i e d e s L e b e n s , s c h l i e ß l i c h j e n e
d e r G e s e l l s c h a f t u n d G e s c h i c h t e .
Daß das Ideal aller dieser Verfasser die Entwicklung der Freiheit des Ein-
zelnen, der Vernunft und der Humanität, kurz der Fortschritt war, versteht
sich von selbst. Nur R o u s s e a u nimmt insofern eine Sonderstellung ein, als
er die Rückkehr zum Naturzustande, den er ähnlich wie Locke als eine fried-
liche Gemeinschaft auffaßt, fordert. Neben dem Kulturhaß ist ihm dennoch der
Fortschrittsgedanke nicht fremd; zwar liegt in den Sätzen „Zurück zur Natur“,
„Der Mensch ist von Natur gut“ offensichtlich eine Verneinung des Wertes der
Geschichte, im Fortschrittsgedanken dagegen eine Anerkennung. Man darf aber
bei einem so verworrenen und dämonischen Menschen wie Rousseau keine Wider-
spruchslosigkeit suchen.
4. Herder
Herder will in seinen „Ideen zur Philosophie der Geschichte der
Menschheit“
3
keinen Gegensatz zwischen Kultur und Natur er-
blicken. Das heißt aber im Sinne der Aufklärung: daß die Kultur in
die Natur hineingezogen wird.
Die ersten vier Bücher sind mit naturgeschichtlichen Betrachtungen aus-
gefüllt. Die Erde ist ein Stern unter Sternen und eine große Werkstätte zur
Organisation sehr verschiedener Wesen, deren Spitze der Mensch ist. Alle Kräfte
und Formen der Erde stehen in Zusammenhang und zeigen überall F o r t -
s c h r i t t . Der Mensch ist zur H u m a n i t ä t gebildet. „Ich wünschte, daß ich
in das Wort Humanität alles fassen könnte, was ich bisher über des Menschen
edle Bildung zur Vernunft und Freiheit. . . gesagt habe“
4
. Alle Triebe des Men-
1
Julien Offroy de la Mettrie: L’homme machine, Leyden 1748. Étienne
Bonnot de Mably de Condillac; Traité des sensations, Paris und London 1754.
2
Paul Heinrich Dietrich Baron von Holbach; Systeme de la nature, Lon-
don 1770.
3
Johann Gottfried Herder; Ideen zur Philosophie der Geschichte der
Menschheit, 6 Teile, Riga 1784—1787.
4
Johann Gottfried Herder: Ideen zur Philosophie der Geschichte der
Menschheit, Bd 4, S. 6.