Table of Contents Table of Contents
Previous Page  5298 / 9133 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 5298 / 9133 Next Page
Page Background

60

[63/64]

so antworten wir, daß ein bloß politischer Freiheitsbegriff gerade jenem hohen

Begriffe des Geistes, den Fichte und Hegel entwickelten, nicht angemessen

wäre.

/

Der Hegelischen Geschichtsphilosophie haftet dadurch der Widerspruch an,

daß sie das Grundsätzliche der Entwicklung der Weltgeschichte von der po-

l i t i s c h e n Seite her, nicht von der religiösen her nimmt. Auch nicht von der

philosophischen Seite her, trotz des Wortes „die Philosophie ist das Innerste der

Weltgeschichte“

1

.

7. Die spätere idealistische Geschichtsphilosophie

„Wenn unsere heutige Geschichtsschreibung sich nicht mehr mit

der gelehrten Ausmittlung und kritischen Sichtung der Überliefe-

rungen, mit der Zusammenstellung und pragmatischen Erklärung

der Tatsachen begnügt, sondern vor allem darauf ausgeht,... die

geschichtliche Entwicklung und die sie beherrschenden geistigen

Mächte im großen zu begreifen, so ist dieser Fortschritt nicht am

wenigsten auf den Einfluß zurückzuführen, den Hegels Philosophie

der Geschichte auch auf solche ausgeübt hat, welche der Hegelischen

Schule niemals angehört haben.“ Mit diesen Worten hat Eduard

Z e l l e r die Nachwirkungen der Hegelischen Geschichtsphilosophie

treffend gekennzeichnet

2

. Allerdings ist auch Schelling, ist auch die

gesamte Romantik, innerhalb welcher N o v a l i s

3

u n d F r i e d -

r i c h S c h l e g e l

4

hervortraten, ferner nicht zuletzt B a a d e r

von Einfluß auf die späteren idealistisch gestimmten Männer. Wir

beschränken uns auf einige wenige Vertreter.

W i l h e l m v o n H u m b o l d t hat tief eindringende, aber

leider nur bruchstückartige Ausführungen in seinen beiden Auf-

sätzen über die Aufgabe des Geschichtsschreibers (1821) und »Be-

trachtungen über die Weltgeschichte“ gegeben, die mehr von Schel-

ling als von Hegel ausgehen. „Die Weltgeschichte ist nicht ohne

eine Weltregierung verständlich.“ „Die Zahl der schaffenden Kräfte

1

Vgl. oben S. 56.

2

Karl Rosenkranz: Geschichte der deutschen Philosophie seit Leibniz, 2. Aufl.,

München 1875, S. 663.

3

Novalis (Freiherr Friedrich von Hardenberg): Die Christenheit oder Europa

(1800), in: Jakob Baxa: Gesellschaft und Staat im Spiegel deutscher Romantik.

Die staats- und gesellschaftswissenschaftlichen Schriften deutscher Romantiker,

Jena 1924, S. 192—215 (= Die Herdflamme, Bd 8).

4

Friedrich von Schlegel: Philosophie der Geschichte, 2 Bde, Wien 1828.