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Ende formt das Leben. Das Ende ist dasjenige, was vom Anfang an
immer mit dabei ist
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G. Lob der G e s c h i c h t e
In der Geschichte ist Schöpfertum. Schöpfertum ist Geist! Wer
Geschichte begreifen und nicht an den Fürchterlichkeiten des Ge-
schehens scheitern will, die nur allzu handgreiflich an der Ober-
fläche liegen, der muß an den Geist glauben lernen. Der / Geist hat
die Fülle der Möglichkeiten in sich. Keine Wunde, die er nicht zu
heilen vermöchte, kein Dunkel, das er nicht zu lichten, kein Irrtum,
den er nicht zu berichtigen, kein Verlauf, den er nicht größer und
schöner zu wiederholen imstande wäre, kein Sieg, den er nicht
übertrifft.
Der Geist kennt keine Erschöpfung, keine Vernichtung; von
jedem Falle, und wäre es der tiefste, kann er sich wieder erheben.
Er eilt von Stufe zu Stufe, sein Ziel ist wie sein Ursprung, nichts
weniger als die Ewigkeit.
V.
Bemerkungen über die Begriffe und die Verfahrenlehre
der Geschichte
Wie die geschichtswissenschaftliche Erkenntnis vor sich gehe ist
eine Frage, die von der empiristischen und der ganzheitlichen Logik
verschieden beantwortet wird.
A.
Die e m p i r i s t i s c h e L e h r e v o n d e r
B e g r i f f s b i l d u n g
Die empiristische Logik, deren Lehrgehalt in neuerer Zeit be-
sonders von John Stuart Mill zusammengefaßt wurde, ist zuletzt
überall durch ihren sensualistischen Ausgangspunkt gekennzeichnet.
Am Beginne des Denkens sollen darnach die zahllosen Sinnesein-
drücke stehen, welche auf den Menschen in jedem Augenblicke ein-
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Über die Umgliederung als Kategorie siehe S. 114 ff.