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C.

E i n w ä n d e g e g e n d i e n e u k a n t i s c h e u n d d i e

e m p i r i s t i s c h e L o g i k

Allerdings sind damit neue Schwierigkeiten gegeben. Wir heben

zunächst zwei hervor. Die erste besteht darin, daß eine unheilbare

Zwiespältigkeit in die Geisteswissenschaften hineingetragen wird.

Denn es bestünde nunmehr neben der jeweiligen geschichtlichen

Einzelwissenschaft auch noch die Allgemeinwissenschaft desselben

Gegenstandes. So würde dann z. B. neben der theoretischen Volks-

wirtschaftslehre die Wirtschaftsgeschichte bestehen. Die theoretische

Volkswirtschaftslehre wäre, will sie theoretisch heißen, eine echt

nomothetische Wissenschaft (eine Wissenschaft aus Allgemeinbegrif-

fen), also verfahrenmäßig eine Naturwissenschaft; während die

Wirtschaftsgeschichte eine idiographische Wissenschaft (aus Indivi-

dualbegriffen) wäre. Ebenso gäbe es eine naturwissenschaftliche Ge-

sellschaftslehre — es bliebe also bei der „Soziologie“ von Comte —

und zugleich eine Geschichte der Gesellschaft; eine Sprachwissenschaft

als Gesetzeswissenschaft und eine solche als Ereigniswissenschaft, die

Sprachgeschichte. Mit einem Worte, die t h e o r e t i s c h e n

G e i s t e s w i s s e n s c h a f t e n b l i e b e n

N a t u r w i s s e n s c h a f t e n , ganz so, wie es die Aufklärung und die

empiristische Logik bisher auch gemeint und angestrebt hat; es träten ihr

nur die jeweiligen geschichtlichen Darstellungen als eigene Fächer zur

Seite.

Das müssen wir aber ablehnen. Wir haben in anderen Zusam-

menhängen bewiesen, daß die G e i s t e s w i s s e n s c h a f t e n

n i e m a l s A l l g e m e i n b e g r i f f e i m S i n n e v o n N a -

t u r g e s e t z e n b i l d e n , k ö n n e n , noch je gebildet haben.

Denn es gibt keine „Naturgesetze“ der Wirtschaft, keine „Natur-

gesetze“ der Gesellschaft, des Staates, des Rechtes, der Sprache, des

Denkens

1

. / Aber dennoch gibt es t h e o r e t i s c h e Erkenntnis

von Wirtschaft, Staat, Recht, Sprache, Denken. Daraus folgt, daß

die theoretischen Erkenntnisse der Geisteswissenschaften von anderer

Art sein müssen als sie jene „nomothetische“ Begriffsbildung Win-

delbands vorsieht, von anderer Art nämlich als der naturwissen-

schaftliche Gesetzesbegriff.

1

Vgl. meine Bücher: Gesellschaftslehre (1914), 3. Aufl., Leipzig 1930, S. 546 ff.

[4. Auf!., Graz 1969, S. 649 ff.] und öfters; Fundament der Volkswirtschaftslehre

(1918), 4. Aufl., Jena 1929, S. 250 ff. und öfters [5. Aufl., Graz 1967, S. 290 ff.].