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chen). Nach letzterer würde sich alle menschliche Geschichte nach
folgendem Bilde darstellen:
Blüte
Reife
Alter
Jugend
(Höhepunkt) Greisentum
(Verfall; Tod)
Schaubild 1.
Das widerspricht der inneren Wahrheit der Geschichte des ein-
zelnen Menschen wie der Ganzheiten, wie der Geistesmacht, die
keinen „Bogen“, der zu Niedergang und Verfall führt, aufweist;
sondern der Geist v e r t i e f t sich (oder steigt immer höher, je
nach dem Bilde der Sprache, das man vorzieht). Denkt man / aber
an den „Verfall“, z. B. der Baustile, so bedenke man, daß Verfalls-
erscheinungen (Fehler in Gründung und Ausgliederung) sich stets
schon im allerersten Anfange zeigen, was z. B. besonders am roma-
nischen Baustile zu beobachten ist
1
.
Hält man das Bild der Vertiefung in der Entfaltung fest, dann
ergibt sich statt des Bogens ein Bild abwärts strebender Pfeile:
(a)
G r ü n d u n g (rational).
(b)
E n t f a l t u n g (irrational).
(c)
D u r c h b r u c h (mystische Entfaltung).
Schaubild 2.
Das ist der innere Weg nicht nur vieler großer Männer, es ist
auch der Weg von Völkern, von Zeitaltern, z. B. des Mittelalters
in gewissen Grundzügen (wenn dabei selbstverständlich von den
Fehlentfaltungen, Störungen und Unzulänglichkeiten abgesehen
wird).
Entscheidend dabei ist, daß es s i c h n i c h t e r s t w e s e n t -
l i c h u m Z e i t f o l g e n , s o n d e r n u m l o g i s c h e F o l -
g e n h a n d e l t , um Wesensbestandteile. Daher kann das Zeit-
1
Vgl. unten S. 166 ff.