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gen sind das Wahre an jenen sogenannten „Parallelen“ oder „Gleich-

läufigkeiten“, wie / sie sich oben am Beispiele der Staatengeschichte

und Stilgeschichte zeigten. Aber diese Entsprechungen lassen genau

soweit Freiheiten und Abweichungen, sowohl zeitlich wie inhalt-

lich, offen, als es der größeren oder geringeren geistigen und orga-

nisatorischen Geschlossenheit und Einheit einer Zeit entspricht.

Von jenen „Gleichläufigkeiten“, die Spengler aufstellte, sind sie

darum weit entfernt. — Diese Entsprechungen werden uns später

noch beschäftigen.

Ganz unbeabsichtigt ergibt endlich unsere obige Zergliederung der Staaten-

geschichte mittels der Kategorie „Gründung und Entfaltung“, daß die heutige

Lage Europas eine ernste ist. Der geschichtliche Werdegang Europas ist zu einer

Entscheidung gediehen, die nicht lange ausstehen darf, soll nicht das Chaos über

Feind und Freund hereinbrechen. Die nie dagewesene Verantwortung, die auf

dem jetzt lebenden Geschlechte lastet, geht daraus hervor. Der einzige Trost

dabei ist gerade diese Verantwortung. Droht doch das Chaos nicht nach einer

zwangsläufigen Entwicklung. Es g i b t k e i n e n z w a n g s l ä u f i g e n

E n t w i c k l u n g s g a n g i n d e r G e s c h i c h t e . Der Lauf der Geschichte

hängt nur von geistigen Anstrengungen, geistig-sittlichen Entscheidungen ab.

Diese Anstrengungen und Entscheidungen haben aber als geistige wieder gei-

stige, logische Voraussetzungen. Darum gibt es Logik in der Geschichte, aber

freilich voller Störungen, ganz wie im wirklichen logischen Denken. Logik

und geistige Freiheit bestehen zusammen in der Geschichte. Und darum sind

ihre Gerichte so furchtbar wie sinnvoll und gerecht.

IX. Stetigkeit und Bruch

Lehrsatz 6: Gründung und Entfaltung hat die Weise der ent-

sprechungsmäßigen Stetigkeit oder korrelativen Kontinuität; Fehl-

gründung und Fehlentfaltung hat die Weise der Stauung und des

Bruches oder der Diskontinuität; die Wiederherstellung oder Heils-

ordnung hat die Weise des Gegenbruches.

Unsere Untersuchungen erwiesen, daß sich die Kategorie der

„Gründung und Entfaltung“, als Weise der Umgliederung gefaßt,

auf die mannigfachste geschichtliche Wirklichkeit anwenden / läßt.

Durch die Möglichkeit, alle Fehlschritte in der Umgliederung mit-

einzubeziehen, erwies sie sich fähig, die reichste Fülle des Geschehens

und alle denkbaren Abweichungen der Geschichte in sich aufzu-

nehmen.