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Vielmehr wird es nirgends so deutlich wie in der Wirtschaft, daß jeder Bruch
ein zweifaches Antlitz hat, das dunkle und das helle, da Krise nicht ohne
Aufschwung denkbar ist. Auf diesen wichtigen Punkt werden wir noch öfters
zurückzukommen haben.
/
B.
Was b e d e u t e t d i e S t e t i g k e i t i m G a n g e d e r
U m g l i e d e r u n g ?
Um zu erkennen, was Stetigkeit und Bruch für die Umgliederung
grundsätzlich bedeuten, müssen wir auf den ersten Begriff der Um-
gliederung zurückgehen: Umgliederung ist nicht mechanische Neu-
bildung, ist nicht neue Verbindung der alten Bestandteile (Atome),
sondern ist Rücknahme und Neuausgliederung; „Stirb und Werde“.
Geht Rücknahme und Neuausgliederung ungestört, wesensgemäß
weiter, so ist ein stetiges Gebäude von Entsprechungen zwischen den
Umgliederungsschritten gegeben. Allerdings ist dabei, wie wir her-
vorhoben, im Fortgange der Umgliederungsschritte ein „Sprung“
von einem Zustande zum anderen unerläßlich; insofern nämlich,
als das Neue, das die Umgliederung bringt, nicht durch Anhäufung
unendlich kleiner Unterschiede (wie in der mathematischen Stetig-
keit), sondern unvermittelt, sui generis, auftritt, indem jeweils der
neue Umgliederungsschritt ohne Übergänge gesetzt werden muß.
„Stetig“ ist daher die Umgliederung (der Vollkommenheit nach)
nur dadurch, daß die r i c h t i g e E n t s p r e c h u n g s f o l g e
g e w a h r t , daß sie nicht gestört wird
1
.
Andererseits ist völliger Stillstand unmöglich. Auch in den be-
ständigsten Zeitaltern und bei den am Früheren zähest festhalten-
den Menschen wird das Zurückgenommene nicht ganz und gar in
alter Weise wieder ausgegliedert. Eben dadurch ist ja Umgliederung
gegeben, daß es beim Alten nicht bleibt. Also ist ein kleiner Ab-
bruch bei jeder Neuausgliederung notwendig da. Die Frage ist nur:
ob dabei durch jeweils allseitigen Umbau („organische Entwick-
lung“) die Entsprechungsfolge rein gewahrt bleibt oder ob Mißent-
sprechungen eintreten. Erst dann ist im eigentlichen Sinne ein Bruch
— oder eine Stauung — vollzogen. / Die Stetigkeit der Entspre-
chungsfolge in der Zeit, anders gesagt der zeitlichen Konsequenz der
1
Vgl. die Anmerkung oben S. 173 f.