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[202/203]

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Umgliederungsschritte, beruht also keineswegs darauf, daß alles

beim Alten bliebe und überhaupt keine Änderung einträte; sondern

darauf, daß bei jenen Änderungen, welche im Begriffe der „Entfal-

tung“ notwendig liegen, das Gegründete immer in allen seinen Ent-

sprechungen voll festgehalten werde. Es darf von dem Gegründeten

nichts aufgegeben werden, es muß alles entfaltet werden, und zwar

ohne Mißentsprechungen herbeizuführen. Allerdings, stets wenn im

Entfalteten etwas hinzukommt, wird ein anderes fallen gelassen.

Was wird fallen gelassen und nicht mehr neu ausgegliedert? Das ist

die entscheidende Frage! Die Antwort gibt uns ein Vergleich. Beim

Bau eines Hauses darf die G r u n d f e s t e nicht verlassen wer-

den. Ein schiefer Turm z. B. überschritte die Grundlage, beim ge-

raden aber wird sie immer neu anerkannt und zur weiteren Aus-

gliederung (zum Bau) benutzt. Das G e r ü s t dagegen bricht man

eines schönen Tages ab, bestätigt es nicht mehr, gliedert es nicht

mehr aus — weil es seine Aufgabe als Zwischen- und Hilfsglied er-

füllt hat. Der Begriff des „Hilfsgliedes“ ist der Schlüssel zur Er-

kenntnis der geschichtlichen Stetigkeit. Besteht die geschichtliche

Stetigkeit — der wahre Konservativismus, die wachstümliche Be-

harrlichkeit — nicht darin, daß überhaupt nichts neu ausgegliedert

würde, sondern darin, daß alles Gründende immer wieder mitaus-

gegliedert, unaufhörlich bejaht werde; so muß doch das für die wei-

tere Entfaltung Überflüssige — die Hilfs- und Zwischenglieder,

gleich Gerüst — bei der weiteren Entfaltung ausfallen.

Das Gegenteil der Stetigkeit ist Bruch und Stauung. Wenn im

Laufe der Entfaltung die durch zeitliche Entsprechungsfolge gefor-

derten Neuausgliederungen unterlassen werden, dann entstehen

Unstimmigkeiten, Mißentsprechungen im Bestehenden, die nach

Neuausgliederungen drängen, entsteht Stauung oder Stockung; um-

gekehrt, wenn die Neuausgliederungen ohne die / wesensgemäße

Mitausgliederung des Alten erfolgen, wodurch von der Gründung

etwas verloren wird, dann entsteht der Bruch. Das Abbrechen, das

Nicht-mehr-Ausgliedern des Notwendigen bringt eine Fehlentfal-

tung mit sich.

Auch in der vollkommenen Entfaltung stetiger Entsprechungs-

folge fehlt also nicht das „Stirb und Werde“. Aber sterben darf in

ihr nur, was nicht zum Dauernden, für die Entsprechungsfolge Nö-

tigen, gehört. Ist also auch die stetige Entfaltung nicht ohne Än-

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