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Zeugnis des Lebens, einer Art von Unsterblichkeit. Denn nicht der Einzelne,
die Gattung ist es, die sich in der Zeugung fortpflanzt. — Daher denn auch
die G a t t u n g — als eine wirksame Wesenheit — bei jeder Zeugung notwen-
dig mitwirkt. Zeugung ist keinesfalls eine Angelegenheit des Chemismus zweier
Individuen. Wenn auch ohne einen bestimmten Chemismus und die sonstige
leibliche Ausstattung zwei Einzelne nicht zeugen können; so sind es doch
keinesfalls die Eltern, die allein zeugen. Zur „Zeugung“ kommt es erst durch
Mitwirken der Gattung — überräumlich und überzeitlich. Die „Mendelschen
Gesetze“ in allen Ehren, aber das Um und Auf der Zeugung, Vererbung und
Rassenbestimmtheit können sie keinesfalls sein.
D u r c h d i e G a t t u n g b e h ä l t d e r G e i s t s e i n e n V o r r a n g
v o r d e m K ö r p e r , den er sich zwar nicht in dem Sinne „baut“ (nach dem /
Sprichworte „es ist der Geist, der sich den Körper baut“), daß er selbst den
Stoff dazu, die Erbmasse, schüfe; mit dem er aber in bestimmter Weise schaltet.
Daher kann aus den Mendelschen Gesetzen das Entstehen eines Genies nicht
erklärt werden. Gerade das Mendelsche Gesetz ist es, das die grundsätzliche
Beständigkeit der Art und Form verkündet. Mit Recht! Denn nie kann eine
n e u e Form (Art) aus einer anderen Form (Art) hervorgehen; sondern: (α) alle
jeweils gleichzeitig vorhandenen Formen gehören einem G e b ä u d e d e r
A u s g l i e d e r u n g a n . Keine Form stammt aus der anderen, sondern alle
sind Bestandteile im Gesamtgliederbau aller Formen, sind Glieder eines Ge-
samtganzen; (β) in der U m g l i e d e r u n g folgen die Formen einander nicht
durch Entstehung, Fiervorgehen (Entwicklung) auseinander; sondern nach Maß-
gabe der Umgliederungsordnung. Umgliederung beruht auf zeitlicher Gegen-
seitigkeit. Umgliederung ist Werden des noch Ungeborenen (aber ins Dasein
Tretenden) am schon Vorhandenen, jedoch nicht aus dem Vorhandenen, und
zugleich umgekehrt ein Werden des Geborenen am noch Ungeborenen der
Zukunft.
Daß es verschiedene Menschenschläge gibt ist eine Tatsache, welche Gesell-
schafts- und Geschichtslehre anerkennen muß. Der Menschenschlag besteht, aber
selbsttätig (automatisch) kann von ihm nichts Geistiges ausgehen. Das Geistige
muß sich selbst setzen, selbst entfalten, selbst die stoffliche Unterlage gebrau-
chen! Der Erbstoff der Rasse ist wichtige Unterlage, kann aber selbst nichts
leisten. Denken und Tun muß der Geist. Mit bestimmten Menschenschlägen sind
allerdings Möglichkeiten umschrieben, Möglichkeiten besonders, insofern ein
bestimmter U m k r e i s v o n B e g a b u n g e n mit ihnen auftritt. Die Be-
gabungen sind in ihrer Grundrichtung durch die Rassenunterlage beeinflußt.
Aber sie müssen erst durch den Geist selbst bestimmt und sodann verwirklicht
werden. Das Geistige hat den Vorrang vor dem Stofflichen
1
.
1.
Die Umwelt
Eine letzte Gruppe vorbedingender Spannungen ergibt sich im
Verhältnisse zur U m w e l t . Denkt man an die verschiedenen Le-
bensnotwendigkeiten auf dem Äquator und dem Pole, so versteht
1
Vgl. auch die Vorranglehre unten S. 268 ff.