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stehen von altersher zwei Bilder zur Verfügung. Entweder Gott

schafft, indem sein Leben Hervorbringung und das Hervorgebrachte

gleichsam ein Ausfluß, eine „Emanation“ ist; oder Gott schafft

nach Art des menschlichen Künstlers. In beiden Fällen haben wir

nur Gleichnisse vor uns. Der ersteren Ansicht steht Plotin nahe, der

letzteren Platon im Timaios (obgleich wir von beiden eine be-

stimmte Schöpfungslehre nicht haben und daher Endgültiges über

ihre Lehrmeinung nicht sagen können). Wäre das Urschaffen etwas,

was dem Überfließen, dem Emanieren gliche, dann wäre Schaffen

auch nur eine Art von Abteilen, Begrenzen, Gestalten, Besondern

dieses Überfließenden. — Diese Vorstellung hat indessen mehrere

Nachteile. Einmal wird gerade diesem Bilde nach das Schaffen allzu-

sehr als ein Naturvorgang aufgefaßt (da „Überfließen“ auf einen

mehr räumlich-naturhaften Vorgang hindeutet); sodann ist keines-

wegs erklärlich, wieso das Ausfließende, das Abgeteilte, das Beson-

derte eine Herabminderung erfahren soll, da es doch gerade als

Ausgeflossenes, Emaniertes von derselben Art sein müßte wie das,

aus dem es hervorbricht.

Indessen, auch das zweite Bild ist nur ein Vergleich. Denn das

Schaffen des Künstlers ist abgeleitetes Schaffen. Der Künstler schafft

aus dem, was nicht er selbst hervorgebracht hat, näm- / lich aus

einem ihm Vorgegebenen, das eben darum mit Recht „Eingebung“,

„Einfall“ heißt. Das Schaffen des Künstlers besteht gerade in der

erleidenden Aufnahme der Eingebung und in ihrer Weiterverarbei-

tung. — Dennoch können wir uns das Schaffen des göttlichen Gei-

stes eher mit Hilfe des zweiten Bildes vorstellen, dem Bilde vom

Dichter und Denker, indem wir sagen müssen, daß Gott in seinem

Schaffen geistig etwas setzt, eine geistige Tat vollbringt. Schöpfung

kann nie als bloße Abscheidung oder Abtrennung, Besonderung

eines schon Dagewesenen aufgefaßt werden. Das wäre Emanation

in jenem äußerlichen Sinne, wie man etwa einen Raum abteilt oder

Wasser aus einem Kruge in einen anderen Krug gießt. Dann gerade

wäre kein Schöpfertum, es wäre nur Veränderung, Umformung

eines schon Gegebenen. Schöpfung ist also nur nach Art des Geisti-

gen zu verstehen: etwa wie ein Gedanke aus einem andern gefol-

gert wird und in diesem Sinne aus ihm entsteht; oder auch, um ein

Bild aus dem Walten des Lebensgeistes in der Natur zu gebrauchen,

wie eine Blüte aus dem Stamme hervorbricht; stets: wie etwas ge-