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wurde früher schon gezeigt und kann nicht bezweitere werden. —

S c h e l l i n g war nicht der einzige, der noch weit über Hegel

hinaus vorstieß und aus einem Geschehen im / Schoße der Gottheit,

dem Abfalle der in Gott befaßten Idee, das in Bewegung-Setzen und

in Spannung-Setzen göttlicher „Potenzen“ folgerte, um von da aus

der Weltgeschichte ihren göttlichen Hintergrund zu geben. Dieser

Versuch gehört zu dem Verehrungswürdigsten, was der mensch-

liche Geist hervorbrachte, aber daß er gelungen wäre, wird kaum

jemand zu behaupten wagen. — Die Geschichtsphilosophien des

Augustinus

1

, des Joachim von Floris und aller anderen, welche Zeit-

alter von Vater, Sohn, Geist unterscheiden, gehören ebenfalls hier-

her, sofern sie alle aus den inneren Unterschieden der Dreifaltigkeit

das zeitliche Nacheinander der Geschichte erklären.

Die Frage ist also, ob ein solcher Versuch je gelingen könne? Wir

antworten: Wer den Versuch wagt, denkt zu klein von Gott und

von der Welt. Das Schöpfertum, das hinter der Welt wirkt, bricht

aus Tiefen hervor, in denen niemand Grund fassen kann.

Wie sollte auch der Zugang zu solchem Wissen beschaffen sein?

Das ist die große Frage, die wohl bedacht sein will.

Es gibt vielleicht einen höchsten Weg, Nichtgewußtes zu schauen,

sofern es nämlich Versenkung, Verzückung, Ekstase gibt. Und so

wagen wir hier, von dieser Möglichkeit zu reden. Aber wenn auch

geistiges, visionäres Schauen, Ekstase den menschlichen Geist in seine

Tiefen führt, so schöpft er doch den Empfindungsgrund der Ekstase

nicht aus; er ist n i c h t ü b e r s e t z b a r i n d i e S p r a c h e

d e s a u s g e g l i e d e r t e n S e i n s .

Geht man vom Empfindungsgrund der Ekstase aus und in Ge-

sichte, in Bilder über (wie sie uns von so vielen Weissagern und

Heiligen verschiedener Religionen berichtet werden), dann ist man

schon bei den Zeichen und Sinnbildern angelangt, die zwar, da sie

aus echt ekstatischer Quelle stammen, den tiefsten Kern in sich ha-

ben (und darum in Wahrheit Mythos sind); aber die Sprache des

Begriffes wird hier nicht mehr gesprochen. Noch weniger können

jene vom ekstatischen Grunde mehr entfernten und mit eigenen

Überlegungen vermischten Vorstellungen, wie /sie etwa in Sweden-

borgs „Einflüsterungen der höheren Geister“

2

auftreten, für genü-

1

Siehe oben S. 36.

2

Emanuel Swedenborg: Arcana coelestia (1749—1756), 8 Bde.