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formen trennt oder aufeinander zurückführt), erscheinen in der

Erkenntnislehre die Gegensätze: „Relativismus — Dogmatismus“,

„Realismus — Nominalismus“, in der Logik: „Formalismus —

Psychologismus — Transzendentalismus“, in der Sittenlehre: „Utili-

tarismus — Formalismus — Idealismus“ und vieles andere mehr

ohne Einheitsbezug bunt nebeneinander.

Aber auch jene Einteilungen, welche die Geschichtsschreiber der Philosophie,

denen man doch gründliche Kenntnisse zutraut, vornehmen, zeigen größte Ver-

schiedenheiten. So faßt zum Beispiel Johann Eduard Erdmann in seinem „Grund-

riß der Geschichte der Philosophie“

1

unter den „realistischen Systemen“ der

Neuzeit Skeptiker, Mystiker und Empiristen zusammen, eine Einteilung, die nur

bei einem eigenartigen Begriffe von „Realismus“ möglich ist (der nach Erdmann

„Subjektivismus“ bedeuten soll, wozu kommt, daß er auch die Mystik fälschlich

als „Subjektivismus“ bestimmt). — Dagegen stellt zum Beispiel Kuno Fischer, hie-

bei Kanten folgend, „Dogmatismus und Skeptizismus“ einander entgegen und

teilt den ersteren in Empirismus und Rationalismus. Während also Erdmann

einem (übrigens falsch gesehenen) ontologisch-logischen Gegensatz folgte, folgt

Kuno Fischer einem erkenntnistheoretischen Gegensatze, und zwar einem solchen,

den zwar Kant im Kampfe gegen eine verödete Lehre, die sogenannte Wolffische

Metaphysik, mit Recht anwendete, der aber keineswegs Allgemeingültigkeit hat.

Demgemäß erscheinen die einzelnen Philosophen bei Kuno Fischer in anderen

Zusammenhängen als bei Erdmann. — Andere Verfasser treffen abermals andere

Einteilungen, so daß sich eine Verwirrung zeigt, die viele abschreckt.

Dieses Bild verstärkt jedenfalls den Einwand, welcher aus der

Vielfalt der philosophischen Lehrgebäude auf ihre Wertlosigkeit

schließt. Und d e n n o c h i s t d i e s e r E i n w a n d u n -

r i c h t i g ! Ehe wir das beweisen, sei aber für den Zweifler noch

an einiges erinnert, das zur gerechten Würdigung der Schwierigkei-

ten aller philosophischer Untersuchung überhaupt zu bedenken ist,

und das auch solche Einschränkungen des Einwandes enthält, welche

ihn selbst dann wesentlich abschwächen, wenn er richtiger wäre, als

er ist.

/

Die e r s t e E i n s c h r ä n k u n g ist damit gegeben, daß es

sich in der Philosophie um nichts Gewöhnliches, sondern um die

höchsten Angelegenheiten des Lebens handle. Und sollten diese so

leicht zu schlichten sein? Das ist gewiß nicht möglich. Die philoso-

phischen Lehrbegriffe müssen mit anderen Maßstäben gemessen

werden.

1

Johann Eduard Erdmann: Grundriß der Geschichte der Philosophie, Bd 2,

3. Aufl, Berlin 1878, §§ 276 ff.