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rung Gegebene als ein Letztes nimmt; daß er also die Erfahrung
so nimmt, wie sie sich dem sinnlichen Eindrucke unmittelbar dar-
bietet, wie sie sich zunächst oder äußerlich gefaßt gibt; daß er, so
kann man es am besten ausdrücken,
das Gegebene als schlechthin Gegebenes,
das Endliche als Endliches,
das Sinnliche als Sinnliches,
das Einzelne als Einzelnes
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faßt und demnach kein Unendliches auf dem Grunde des Endlichen,
kein Übersinnliches auf dem Grunde des Sinnlichen anerkennt,
schließlich auch kein Über-Dir (Überindividuelles) auf dem Grunde
des Einzelnen (Individuellen) sieht. — Hiermit ist ferner verbun-
den, daß der Empirismus die innere Erfahrung nach Art der äuße-
ren, sinnlichen betrachtet.
Der I d e a l i s m u s — auch dieses Wort wird hier im weite-
sten Sinne gebraucht, so daß auch Apriorismus und subjektiver
Idealismus eingeschlossen sind — ist zunächst am einfachsten im
verneinenden Sinne zu bestimmen, nämlich als Inbegriff alles des-
sen, was nicht empiristisch ist. Er ist dadurch bestimmt: daß ihm
das Gegebene nicht schlechthin das Gegebene,
das Endliche nicht schlechthin das Endliche,
das Erfahrene nicht endgültig das Erfahrene,
das Sinnliche nicht letztlich und nur das Sinnliche,
das Veränderliche und Wechselnde nicht einfach das Veränder-
liche und Wechselnde; und endlich
das Einzelne nicht das schlechthin für sich Seiende ist; sondern
daß ihm in irgendeinem Sinne überall: ein Vorempirisches, Uber-
empirisches, Apriorisches oder geradewegs ein Übersinnliches, Uber-
endliches, Ubereinzelnes und Metaphysisches zugrunde liegt.
Um unsere Einteilung in Empirismus und Idealismus fruchtbar
anzuwenden, muß allerdings noch eine weitere Unterscheidung
hinzutreten: Es ist die Trennung der letzten Grundlage einer Philo-
sophie von ihrer begrifflichen Form, dem Begriffsgebäude im enge-
ren Sinne; der sich ferner noch die Unterscheidung richtiger oder
unrichtiger Durchführung der Grundbegriffe anschließt.
Wenn wir Empirismus und Idealismus so kennzeichnen, wie es
geschah, dann betraf das allerdings nur die erste der obigen Unter-
scheidungen, nämlich die Grundlage der Systeme, die grundsätzliche