Die Rückverbundenheit des Menschen
Die Lehre von der Ausgliederung des Geistes zeigt den inneren
Gliederbau desselben, seine tatsächlichen Erscheinungsformen. Die
großen Hintergründe des Geistes, die Weltstellung des Menschen,
werden dabei zwar berührt, bilden aber nicht den Gegenstand der
Untersuchung.
Die Lehre von der Rückverbundenheit dagegen hat das Enthal-
tensein des Geistes in höheren Ganzheiten und damit die Weltstel-
lung des Menschen als solche zum Gegenstande. Darum bringt die
Rückverbundenheitslehre nicht so sehr Neues, als sie vielmehr das-
jenige ausspricht, auf was die Ausgliederung stillschweigend hindeu-
tet.
I. Erkenne Dich selbst
„Erkenne Dich selbst“, die Inschrift des Delphischen Tempels, war
das Losungswort uralter Weisheit. Und sein Sinn war nicht die
subjektive Kenntnis des eigenen Selbstes, sondern das Vordringen
in die Tiefen des menschlichen Geistes, auf denen die Welt ruht.
Wer sich selbst erkennt, erkennt die Natur, die er in sich trägt,
erkennt das Ideenreich, das er in sich erweckt, erkennt die geistige
Welt der Menschheit, in der er lebt und webt, erkennt sich enthalten
im Übermächtigen, in Gott.
Daß dies nicht leere Worte und in welch genauem Sinne sie zu
verstehen seien, lehrt uns ein Begriff, der sich aus strenger, nüchter-
ner Zergliederung des Ganzheitsgefüges ergibt, der Begriff der
R ü c k v e r b u n d e n h e i t .
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Der Stufenbau der Ausgliederung weist uns auf die Rückverbun-
denheit hin. Keine Ausgliederung ohne Rückverbundenheit. Es ist
eine zweifache Rückverbundenheit zu unterscheiden: die Rückver-
bundenheit der niederen in den höheren Stufen innerhalb des inne-
ren Stufenbaues des subjektiven Geistes; sodann die Rückverbun-