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im Gesamt-Schwerefelde und im elektromagnetischen Felde. Der
Begriff „Ortsveränderung“ der Teilräume gilt daher nur in
bezug auf den Gesamtraum.
Diese Frage wird sich uns sogleich weiter klären, wenn wir
die bisherigen Bewegungsbegriffe prüfen und vergleichen.
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IV.
Der atomistische und der kontinuitätstheoretische
Bewegungsbegriff
Die bisherige Physik ist des Bewegungsbegriffes nicht Herr
geworden. Das gilt sowohl für die atomistische wie die konti-
nuitätstheoretische Physik. Der Bewegungsbegriff der atomi-
stischen Physik gründet sich: (a) auf die Vorstellung eines leeren
Raumes; (b) von Atomen oder Korpuskeln, die, in beliebiger
Anhäufung die Körper bildend, nachträglich in den an sich
vorhandenen Raum hineingehen und sich daher auch darin be-
wegen; (c) auf die Undurchdringlichkeit der Stoffe, die sich im
Raume bewegen. Denn sowohl der Begriff des Atoms ebenso
wie der des leeren Raumes verlangt Undurchdringlichkeit.
Da der leere Raum ebenso wie das Atom (Korpuskel) ein
Unbegriff ist, erübrigt sich die Kritik dieses Bewegungsbegriffes.
Es braucht nach allem Früheren nicht auseinandergesetzt zu
werden, daß diese Art, die Bewegung zu denken, durchaus an
der Oberfläche haftet, daß sie durchaus nur dem äußeren Augen-
scheine folgt.
Zur Veranschaulichung der Vorstellungsweise und auch der Schwierigkeiten
der atomistisch-raechanistischen Physik der Bewegung gegenüber mögen folgende
Äußerungen des Physikers H e r t z dienen.
Hertz sagt zur Begründung einer „kräftefreien” Mechanik: „Wollen wir ein
in sich geschlossenes, gesetzmäßiges Weltbild erhalten, so müssen wir hinter
den Dingen noch andere unsichtbare Dinge vermuten. Deshalb schufen wir die
Begriffe Kraft und Energie, die hinter den Schranken unserer Sinne wirken.
Wir können zugeben, daß ein Verborgenes wirke, brauchen aber nicht anzu-
nehmen, daß dieses Etwas einer besonderen Kategorie angehört. Nach meiner hier
vertretenen Auffassung ist das Verborgene nichts anderes als wiederum Be-
wegung und Masse. Was wir gewohnt sind, als Kraft und als Energie zu be-
zeichnen, ist dann nichts weiter als eine Wirkung von Masse und Bewegung.
Die Kraft der Wärme hat man mit Sicherheit auf die verborgenen Bewegungen
von Masse zurückgeführt. Durch M a x w e l l s Verdienst ist es fast zur Überzeugung
geworden, daß wir in den elektrodynamischen Vorgängen die Wirkung der
Bewegung verborgener Massen vor uns haben, und Lord K e l v i n hat in seiner