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Ist auf diese Weise die abgeleitete Bewegung von der ur-
sprünglichen grundsätzlich geschieden, so soll damit nicht gesagt
sein, daß der abgeleiteten Bewegung, insbesondere der Fort-
pflanzung durch Druck und Stoß, schon alles Rätselhafte ge-
nommen sei. Daß eine in Bewegung befindliche Billardkugel,
wenn sie auf eine andere trifft, diese in Bewegung setzt, selbst
aber liegen bleibt und die Bewegung aufgibt, „ihre Energie
abgibt“ — diese Grundtatsache wird aus der Abgeleitetheit der
ortverändernden Bewegung noch nicht verständlich. Das Um-
gekehrte ist dagegen verständlich: die Urbewegung, sei es beim
chemischen Vorgange, sei es bei der Kristallbildung, wird da-
durch, daß sie auf äußere (mechanische) Widerstände trifft,
nicht verzehrt, wird durch Stoß ihre „Energie“ nicht in gleicher
Weise „abgeben“. Warum? — weil diese Bewegung auf etwas
beruht, was der Selbstsetzung des Geistes ähnlich ist! Diese Be-
wegung entspringt aus einem Vorräumlichen, Überräumlichen.
Daß in der Kristallbildung und in den chemischen Vorgängen
das „Gesetz der Erhaltung der Energie“ von vorneherein / nicht
durchaus gilt, muß jedem klar sein, der sich diese Dinge grund-
sätzlich überlegt hat. Freilich ist dabei das Werkzeugliche (z.
B. die schon vorhandenen Stoffe der Kristallösung, die schon
vorhandenen Bestandteile, aus denen die chemische Verbindung
werden soll, sowie die gesamten physikalischen Vorbedingungen)
und das Ursprüngliche, aus den Tiefen der Naturmächte Her-
vorbrechende zu unterscheiden. Davor nun verschließt unsere
mechanistische Physik und Chemie die Augen. Schon allein der
Umstand, daß die räumlichen Gestaltungen vor- und nachher
in beiden Fällen andere sind, müßte die Energierechnung stören.
Der Satz der Erhaltung der Energie kann, wenn überhaupt, so
nur innerhalb der gleichen physikalisch-chemischen Ebene von
Vorgängen gelten. Er kann aber nicht für Vorgänge gelten,
welche niedere Ebenen überhöhen, überbauen. Das sind die
gestaltbildenden, Neues verräumlichenden Kräfte. Das höhere
System stört das niedere in seinen Gesetzen nicht, aber es selber
gehorcht anderen Wirkungsweisen
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1
Vgl. dazu meine Kategorienlehre.. 2. Aufl., Jena 1939, S. 356. (Der Schreiber
verändert die Chemie der Tinte nicht, aber seine Tätigkeit ist nicht chemisch-
physikalisch zu erklären usw.)