Table of Contents Table of Contents
Previous Page  6731 / 9133 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 6731 / 9133 Next Page
Page Background

[117/118]

107

III. Weitere Begründung des Begriffes der abgeleiteten

Bewegung: wie ist die Ortsveränderung schon gebildeter

Teilräume möglich?

Mit dem Gesagten ist der Begriff der abgeleiteten Bewegung

noch nicht vollständig entwickelt. Denkt man nämlich das bis-

herige Ergebnis zu Ende, so bleibt noch die Frage zurück, wie

die Ortveränderung schon gebildeter Teilräume zu denken sei?

Besteht nicht die Gefahr, daß wir hier in die naive Denkweise

der Atomistiker (wir werden sie unten noch beleuchten) ver-

fallen, wonach es einen leeren Raum gebe und schon vorhandene

Körper (also schon gebildete andere Räume!) in ihn hinein- /

gingen? Diese Gefahr muß vermieden werden, es können sich

nicht schon gebildete Räume äußerlich, mechanisch bewegen.

Entscheidend an der abgeleiteten Bewegung ist, daß der

sich bewegende Teilraum, z. B, ein Stein, der geworfen wird,

seinen Verräumlichungszusammenhang mit anderen Teilräumen

ändert; damit dies möglich sei, müssen zuletzt in der v o r -

r ä u m l i c h e n E b e n e Veränderungen stattfinden. Denn der

Verräumlichungszusammenhang liegt auf der Ebene der im-

materiellen Wurzeln der Materie. Die T e i l r ä u m e s p a -

z i e r e n n i c h t i n e i n e m G e s a m t r a u m e b e l i e b i g

h e r u m , sondern sie ändern ihre Verhältnisse zueinander, und

zwar aus einer Erregung des Vorräumlichen heraus! Diese Er-

regung ist aber von der Art, daß die vorhandenen Verräum-

lichungen (die vorhandenen Teilräume) so gut wie aufrecht

bleiben, ihre Verhältnismäßigkeiten jedoch sich ändern

1

. Die

Verräumlichungstaten dauern im großen und ganzen fort, aber

im einzelnen finden Änderungen nach Maßgabe der neuen Ver-

hältnismäßigkeiten der Teilräume statt. Darum ist ja auch, wie

sich zeigte, die ortverändernde Bewegung nur oberflächlich

gesehen eine durch Druck oder Stoß bedingte; in Wahrheit muß

z. B. beim Werfen eines Steines eine Änderung innerhalb eines

ganzen physikalischen Kräftesystems vor sich gehen, nämlich,

wie die heutige Physik sagt, durch eine Änderung (Erregung)

i

1

Ähnlich dem Vorgange des „ V e r b a n d s w e c h s e l s ” in der Soziologie,

der ebenfalls die Fortdauer der übrigen geistigen Gezweiungen voraussetzt, daher

die den Verband wechselnden Menschen, ähnlich den Teilräumen, als fast be-

ständig voraussetzt. Vgl. meine Gesellschaftslehre, 3. Aufl., Leipzig 1930, S. 127 ff.