178
[199/200]
über diesen Gegenstand gibt es seit je mannigfache Betrachtun-
gen, so in der älteren Zeit von Carl Gustav C a r u s , Gotthilf
Heinrich von S c h u b e r t , Henrik S t e f f e n s und anderen Ro-
mantikern. In neuerer Zeit legte namentlich Lawrence J. H e n -
d e r s o n in dem genannten Werke umfassende Untersuchungen
vor. Henderson, der übrigens philosophisch leider über den her-
kömmlichen Empirismus nicht hinauskommt, geht richtig davon
aus, daß man nicht nur die „Anpassung“ des lebenden Orga-
nismus an seine Umgebung untersuchen sollte, sondern auch die
Eignung der Umwelt für den Organismus und für dessen „An-
passung“. Henderson geht von der Frage aus, inwieferne die
Eigenschaften der Materie und die kosmischen Vorgänge das
Bestehen von Organismen begünstigen? Er nennt, ganz im ma-
terialistischen Sinne, die Organismen „Mechanismen, welche
kompliziert, im höchsten Grade reguliert und mit einer ent-
sprechenden Art von Materie und Energie versehen sind
1
“. Er un-
tersucht dann die Umgebung der Organismen im besonderen: das
W a s s e r , d i e K o h l e n s ä u r e , d e n O z e a n u n d d i e
c h e m i s c h e n V e r b i n d u n g e n d e r d r e i E l e m e n t e
W a s s e r s t o f f , S a u e r s t o f f , K o h l e n s t o f f . Hen-
derson geht also in Wahrheit nicht nur von Eigenschaften an
sich, sondern doch zugleich von einer b e s t i m m t e n D i n g -
w e l t aus, was ihm selbst allerdings nicht klar bewußt wird.
Er kommt zu dem Ergebnisse: daß es vornehmlich die ganz be-
stimmten physikalischen Eigenschaften des Wassers, der Koh-
lensäure, der Elemente beider und ferner der Kohlen- / stoffver-
bindungen seien, welche die Möglichkeit des Lebens auf der
Erde bedingen.
W a s s e r , das in großer Menge auf der Erde vorhanden ist, erweist sich
als der allgemeinste und wichtigste Stoff der Erde. Henderson findet folgende
voneinander unabhängige Eigenschaften, die dem Wasser in bezug auf seine
Eignung für das Leben eine einzigartige Vorzugstellung unter allen anderen
Stoffen geben
2
. Da ist zunächst die hohe spezifische Wärme des Wassers, die
nach Henderson in hohem Maße dafür sorgt, die Temperatur der ganzen Um-
welt (der Luft, des Meeres, des Festlandes und der Organismen selbst) im Sinne
einer Milderung allzu großer Temperatursprünge zu regeln. Die hohe spezifische
Wärme des Wassers erleichtert auch die Zirkulation des Wassers, indem sie
die Entstehung von Ozeanströmungen und von Winden hervorruft. Diese
Eignung könnte durch keinen anderen Stoff mit Ausnahme von Ammoniak
1
Henderson: Die Umwelt des Lebens, S. 18.
2
Henderson: Die Umwelt des Lebens, S. 36ff.