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duum absolut für sich allein, absolut isoliert vollzogen werden

könne, sondern alles Bewußtsein unter der Bedingung eines anderen

Bewußtseins, mithin der Gemeinschaft oder Gezweiung stehe, was

wir an anderer Stelle ausführlich nachwiesen

1

. Ist aber alles Bewußt-

sein nur durch Gemeinschaft (Gezweiung) möglich, Gemeinschaft

jedoch ihrem Wesen nach M i t ausgliederung und M i t rückver-

bundenheit des einen Menschen mit einem anderen, so liegt darin

beschlossen: das Innewerden der Einheit aller Glieder der Gemein-

schaft, die Liebe! / Das Element der Mitausgliederung und Mitrück-

verbundenheit in der Gemeinschaft begründet die M e n s c h e n -

l i e b e ; das Element der Mitrückverbundenheit dieser Menschen

in Gott aber begründet die Liebe nach oben und von oben, die

G o t t e s l i e b e . Die Menschenliebe ist dabei nicht das Primäre,

primär ist (bleibe sie auch unbewußt) die Gottesliebe; denn Rück-

verbundenheit ist logisch vor Ausgliederung (also vor Gemeinschaft

oder Gezweiung). Das religiöse Herz kann nie und nimmer liebeleer

sein, aber seine Menschenliebe steht unter der Leitung der Gottes-

liebe. — Und weiter: Das Mitenthaltensein der Geschöpfe sowie der

gesamten Natur in Gott schließt in sich: die G e s c h ö p f e s -

l i e b e u n d N a t u r l i e b e . Der Glaube, so zeigt sich nun,

schließt daher notwendig in der Gottesliebe die Liebe zu anderen

Menschen, zu allen Geschöpfen und zur Natur in sich.

Er schließt endlich damit in sich, was Schleiermacher so sehr her-

vorhob, „die Abhängigkeit schlechthin“, also, wie er sagte, ein

„ G e f ü h l “ der Abhängigkeit. Spricht man also dieses der Reli-

gion mit Recht zu, so schließt es aber, paradox gesagt, zugleich auch

sein Gegenteil, die Geborgenheit und damit sogar die H e r r l i c h -

k e i t des eigenen Wesens mystischerweise in sich (worüber später

mehr).

Drittens:

Indem sich die Rückverbundenheit als Glaube und Liebe äußert,

erweist sie sich auch als Form der am Grunde jedes Menschen wirk-

samen und den ganzen menschlichen Geist tragenden T e i l -

n a h m e a m g ö t t l i c h e n L e b e n . Dieses Bewußtsein un-

1

Vgl. meine Bücher: Gesellschaftslehre, 3. Aufl., Leipzig 1930, S. 113 ff. [4. Aufl.,

Graz 1969, S. 143 ff.]; Erkenne dich selbst, Eine Geistesphilosophie als Lehre vom

Menschen und seiner Weltstellung, Jena 1935, S. 35 f. [2. Aufl., Graz 1968, S. 35 f.];

Kategorienlehre, 2. Aufl., Jena 1939, S. 233 ff. und öfter. [3. Aufl., Graz 1969,

S. 214 ff.].