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III. Abgeleitete Kategorien

Den bisher genannten Urbegriffen, ursprünglichen religiösen Be-

stimmungen, reihen sich noch solche an, die sich aus nach- / träg-

lichen Erwägungen, Vergleichungen äußerer Erfahrungen, welche

wechseln können, ergeben. Auch sie gehören zum U r g u t aller

Religionen. Wir nennen sie abgeleitete Kategorien, „Kategorien“,

weil es sich auch bei ihnen um innere N o t w e n d i g k e i t handelt.

A. Der G o t t e s b e g r i f f ,

i n s b e s o n d e r e d i e P e r s ö n l i c h k e i t G o t t e s

Nicht der ursprünglichen, unmittelbaren, mystischen Erfahrung,

sondern der logischen Deutung und Erläuterung gehört, wie sich

schon zeigte, alles an, was den Gottes b e g r i f f betrifft. Dem

„Deismus“ und dem „Pantheismus“ begegneten wir schon früher,

hier heben wir noch den „ T h e i s m u s “ , das ist die Lehre von der

Persönlichkeit Gottes hervor.

Jede Religion, sei es der niederste Polytheismus, Dämonismus,

Fetischismus oder der höhere philosophische Polytheismus und

Monotheismus, zeigt das Verhältnis des Menschen zu Gott als ein

Verhältnis von P e r s o n z u P e r s o n bestimmt. Es ist dies ja

auch ganz natürlich; denn nur zu einer Person oder etwas, das

er seiner eigenen Persönlichkeit analog denkt, vermag der Mensch

ein inneres Verhältnis zu erlangen, vermag er Bitten, Gebete, Opfer

darzubringen, Hilfe, Lohn oder Strafen zu erwarten.

Gerade das erscheint nun dem modernen Menschen am meisten

anstößig. Er hält es für „anthropomorph“, „primitiv“, die Gott-

heit als Person zu denken. Und wie, so sagt er sich, sollte das auch

geschehen? Sollte Gott als ehrwürdiger Greis mit einem langen

Bart vorgestellt werden? — das wäre ein derbes Herabziehen Gottes.

Indessen, dieser Einwand faßt den Begriff der Persönlichkeit

nicht in seiner Tiefe, sondern viel zu äußerlich auf. Er verkennt

die hohe Würde der Ichheit oder Persönlichkeit. Persönlichkeit ist

ein g e i s t i g e r Begriff und hat mit leiblicher Gestalt und der da-

mit gegebenen Beschränkung nichts zu tun. Wir können hier nicht

so weit ausholen, den Begriff der Persönlichkeit gründlich zu ent-