Table of Contents Table of Contents
Previous Page  6961 / 9133 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 6961 / 9133 Next Page
Page Background

[27/28]

39

wickeln. Dies geschah an einem

anderen

Ort

1

. Doch soviel ist gewiß,

daß er im Wesen des menschlichen Geistes tief verankert ist. Das

Wesen des Geistes, so können wir unsere, an / anderem Ort durch-

geführten Untersuchungen zusammenfassen, ist Selbstbewußtsein;

und Selbstbewußtsein ist: sich selbst zum Gegenstand nehmen,

Selbstvergegenständlichung, Selbstobjektivierung oder, wie Fichte,

Schelling und Hegel es ausdrückten: I c h h e i t , d a s i s t

S u b j e k t -

O b j e k t zu sein. In der stofflichen Natur aber findet sich nichts,

was sich selbst zum Gegenstand nehmen, sich selbst erkennen, sich

selbst objektivieren könnte. Ein Stück Eisen z. B. kann sich nicht

selbst denken, noch anschauen. Daher ist es nicht zuviel gesagt,

wenn wir behaupten, Selbstobjektivierung ist eine im genauen

Sinn des Wortes übernaturhafte, übersinnliche Erscheinung, welche

den G e i s t i n e i n e h ö h e r e S e i n s e b e n e a l s d i e N a -

t u r r ü c k t . Persönlichkeit ist demgemäß als rein geistige Eigen-

schaft etwas ganz anderes denn der Körper des Menschen oder die

Stofflichkeit überhaupt. Denn, so können wir nochmals zusammen-

fassen: Persönlichkeit beruht auf Selbsterkenntnis, und Selbster-

kenntnis gehört schon der überstofflichen, übernatürlichen Sphäre

an, ist bereits ein Eintauchen in ein höheres Licht.

Darum wird uns die Gottheit, indem wir sie ebenfalls geistig,

als sich selbst objektivierend, das heißt sich selbst denkend, also

persönlich, auffassen, nicht verkleinert und primitivisiert, vielmehr

vergrößert, über alle Natur erhoben.

Im übrigen steht es jedem frei, die Persönlichkeit Gottes als eine,

den menschlichen Geist noch weit überhöhende aufzufassen und

sie dann „überpersönlich“ zu nennen — nur naturhaft darf er sie

nicht fassen.

Auch von der Rückverbundenheit aus findet sich ein Weg, die

Nötigung der Religion zu verstehen, Gott stets persönlich (oder

nach Analogie der Persönlichkeit) aufzufassen. In der Rückver-

bundenheit des Menschen als eines Ausgegliederten liegt nämlich,

daß der Mensch, trotz der als unbedingt ü b e r l e g e n empfun-

denen Höhe des Rückverbindenden, von diesem, dem Gott, nicht

gänzlich und in jeder Hinsicht verschieden sein könne. Das Glied

1

Vgl. mein Buch: Erkenne dich selbst, Jena 1935, S. 308 f., 380 ff., 390 ff.

und 398 ff. [2. Aufl., Graz 1968, S. 273 f., 337 ff. und 352 ff.].