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Fustel allein berücksichtigten Ahnenverehrung noch ein anderes,

und zwar höheres Stockwerk der Religion gab, die Verehrung der

g r o ß e n G ö t t e r , sowohl der chthonischen wie der himm-

lischen. Diese Verehrung gab dem Staat ebenfalls eine Grundlage

und Formung, und zwar eine solche, welche die Enge der Ahnen-

religion, die das Leben an den häuslichen H e r d und sein immer-

währendes F e u e r bannte, mächtig erweiterte. Nicht der Herd,

die Sippe, sondern der Staat ist die ursprüngliche Form der Ge-

meinschaft — beides freilich sakral zu verstehen! — Dazu kommen

noch die anderen geistigen Grundlagen der Gemeinschaft: Philoso-

phie, Wissenschaften und Künste, ferner die ebenfalls in die Weite

führenden politischen Verbundenheiten der Staaten und Reiche,

endlich Handel und Wandel, welche auch in ältester Zeit gewaltige

Gebiete umspannten.

Es wird meistens zu wenig gewürdigt, daß die antiken Religionen,

auch die Religion der Germanen, ja aller Naturvölker

1

, auf ihrem

Grund einen Ahnenkult haben, welcher sich von dem / Chinas

nicht grundsätzlich unterscheidet, wenn er auch einen bescheide-

neren Raum im gesamten religiösen, staatlichen und geistigen

Leben einnimmt als in China. Bedenkt man dies, so erkennt man

die ausnahmslose A l l g e m e i n h e i t d e s U n s t e r b l i c h -

k e i t s g l a u b e n s b e i a l l e n V ö l k e r n . Man erkennt dann

auch, daß man niemals von gewissen Stellen der Schriftsteller, zum

Beispiel bei Homer, auf ein Fehlen des Unsterblichkeitsglaubens

schließen dürfe. Denn dieselben Völker, über die sich Aussagen

finden, welche man allenfalls verneinend auslegen könnte (bei

Homer übrigens mit Unrecht), pflegten zugleich die Ahnenver-

ehrung auf das Unumstößlichste und Heiligste ihres Lebens.

Alle diese, das Religiöse ausgestaltenden, konkretisierenden Fol-

gerungen ergeben sich aus dem Unsterblichkeitsglauben notwendig,

allerdings nur dort, wo damit eine p o l y t h e i s t i s c h e R e l i -

g i o n verbunden ist. Bei den nicht-polytheistischen Religionen da-

gegen sind diese Folgerungen einzuschränken. Trotzdem bleibt der

1

Vgl. Jakob Wilhelm Hauer: Die Religionen, Ihr Werden, Ihr Sinn, Ihre

Wahrheit, Bd 1, Stuttgart 1923, S. 310, 314 f., 322 ff. und öfter.

7 Spann, Religionsphilosophie