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kommt es auf die G n a d e des Gottes an, der das Recht schafft und die Sünde

wegstößt, damit man zu ihm gelangt.“ (29.)

Denken wir endlich noch an die Bhagavad-Gita, welche ihren Gott mystisch

und monotheistisch, dabei dennoch persönlich auffaßt, so sehr, daß sie zugleich

das Hohelied der Liebe, der B h a k t i, ist — dann haben wir wohl hinlänglich

Zeugnisse dafür beigebracht, wie verfehlt die pantheistische Auslegung der Mystik

ist und im besonderen die von Schopenhauer herstammende pantheistische Aus-

legung der Upanischaden-Mystik durch Deussen. Echte Mystik ist mit persön-

licher Gottesauffassung und einem m o n o t h e i s t i s c h e n Grundzug durch-

aus verbunden.

Andere Denkaufgaben der Gotteslehre ergeben sich aus der

Gegenüberstellung der V o l l k o m m e n h e i t Gottes und der

Unvollkommenheit der Welt: Sünde, Abfall, Allmacht Gottes trotz

der Sünde, Theodizee und anderes, worüber später noch zu sprechen

ist.

Schon aus diesem Blick auf die Ausprägungen des Gottesbegriffes

ergibt sich dessen große Bedeutung für die Konkretisierungen der

Religion. Im besonderen ist es für die religiöse Begründung der

S i t t e n l e h r e von größter Bedeutung, welche Art der Vollkom-

menheit, Heiligkeit, Gott zugeschrieben wird: Konkretisiert sich

der Gottesbegriff dahin, daß der Gottheit auch Züge des Bösen

zugeschrieben werden, so ist nicht nur die Religion, sondern auch

die Sittlichkeit damit d ä m o n i s i e r t .

Die folgenden Erörterungen der abgeleiteten Kategorien berüh-

ren daher zugleich den Gottesbegriff

1

.

2.

Die Erlösung als religiöse Kategorie und die Folgekategorien

Abfall, Sünde, Schuld, Heil, Gnade, Mittlertum, Stellvertretung

a. Die B e g r i f f e

α.

Erlösung

Der Begriff Erlösung entspringt aus dem Vergleich der Voll-

kommenheit und Wonne des mystisch-erlebten Seins mit der Un- /

Vollkommenheit, dem Leiden der empirischen Welt des Menschen

selbst.

1

Die Fragen der P e r s ö n l i c h k e i t G o t t e s wurden schon oben S. 17 f.

und 38 ff. berührt; weiters über den Gottesbegriff siehe oben S. 102 ff. und unten

S. 382 ff. (Schöpfertum), S. 189 ff. ( H o h e G ö t t e r ) u n d S . 3 7 4 f f . ( G o t t i s t

G e i s t ) .