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kanntlich sehr herabgesetzt und die gesamte Tendenz des Buddhis-
mus auf Abtötung schließt ohnehin die Abkehr von der Magie in
sich. Allerdings gelang sie in den verschiedenen geschichtlichen For-
men, welche der Buddhismus annahm, nur in geringem Maße.
Im t i b e t a n i s c h e n Buddhismus sehen wir am Beispiel seines
größten Yogin, M i l a r e p a , wie sich mit dessen innerer religiöser
Entwicklung zugleich eine entschiedene Abkehr von der Magie voll-
zieht
1
.
Der I s l a m zeigt ebenfalls das Bestreben der Abkehr von Ma-
gie und Polydämonismus.
Am entschiedensten endlich ist die Abkehr von der Magie im
Christentum.
Zum Beispiel verordnete schon Constantinus: „Es seien viele Zauberer vor-
handen, welche mit Hilfe der Dämonen Stürme erregten und ihre Mitmenschen
in Leben und Gesundheit schädigten. Diese Zauberer sollen in Rom den Tieren
des Zirkus vorgeworfen werden. In den Provinzen jedoch seien sie zu fol-
tern .. Eine Abwehr der Magie stellen auch die sonst so grauenhaften Hexen-
prozesse des Mittelalters dar. Über deren Zusammenhang mit uralter Magie und
heidnischem Glauben belehrt uns bereits ein von Karl dem Großen bestätigter
Beschluß der Paderborner Synode von 785 gegen den Hexenwahn: „Wer vom
Teufel verblendet nach heidnischer Weise glaubt, es sei jemand eine Hexe und
fresse Menschen, und diese Person umbringt oder ihr Fleisch durch andere essen
läßt, der soll mit dem Tode bestraft werden“
3
. Ferner heißt es in einer, dem
Canon Episcopi einverleibten, nach Kiesewetter um 905 von dem Abte Regino zu
Kloster Prüm verfaßten Schrift: „Es gibt gewisse verbrecherische Frauen, welche,
durch die Vorspiegelungen und Phantasien des Teufels verführt, glauben und be-
kennen, daß sie des Nachts mit der Heidengöttin Diana oder der Herodias in
Gesellschaft unzähliger Weiber auf gewissen Tieren über weite Landstrecken still-
schweigend hinweg eilten, daß sie der Diana als ihrer Herrin gehorchten und
sich in gewissen Nächten zu ihrem Dienst aufrufen ließen. Leider haben nun diese
Weiber ihre Verderben bringende Verkehrtheit nicht für sich behalten; im Ge-
genteil hat eine ungeheure Menge, durch die falsche Meinung, daß diese Dinge
wahr / seien getäuscht, sich vom rechten Glauben abgewendet und heidnischen
Irrtümern sich zugekehrt, da sie wähnen, daß außer Gott noch eine überwelt-
liche Macht vorhanden sei. Deshalb müssen die Priester . . . dem Volke Gottes in
jeder Weise predigen, daß diese Dinge durchaus falsch und nicht von Gott, son-
dern von bösen Geistern den Gemütern der Menschen eingepflanzt sind“
4
.
1
Vgl. dessen Lebensgeschichte bei Walter Yeeling Evans-Wentz: Tibet’s great
Yogi Milarepa, London 1928.
2
Angeführt bei Karl Kiesewetter: Die Geheimwissenschaften, 2. Aufl., Leip-
zig 1894, S. 449.
3
Karl Kiesewetter: Die Geheimwissenschaften,. .., S. 455.
4
Karl Kiesewetter: Die Geheimwissenschaften,. .., S. 456.